Spitzbergen

vom 16.7. bis 30.7.2025

Spitzbergenumrundung vom 16.07. bis 31.07.2025

Es war eine neue Erfahrung, die Expedition in den hohen Norden mit einem Expeditionsschiff. Wahrscheinlich müssen wir erst einmal durchatmen, um das alles zu verarbeiten. Die Kombination von Abenteuer, Komfort, großartiger Landschaft und einer Mannschaft, die wirklich alles gab, ihre Gäste glücklich zu machen und als I-Tüpfelchens noch eine große Portion Glück, die Tiere des Nordens in außergewöhnlichen Situation beobachten zu können, haben für mich die Reise zu einer unserer besten gemacht.
Für die Ungeduldigen hier meine Lieblingsbilder

Lieblingsbilder

17-30.07.25

207 Bilder

Wem das Lesen zu anstrengend ist, der schaut sich am besten das Video an. (37 Minuten)

16.07. 2025 - Anreise

Die Hinreise verlief etwas holprig.
Da wir beim letzten Mal ein Viererticket hatten, kaufte ich am Automaten auf dem Sinsener – Bahnhof (oder besser Bahnsteig – was ist bloß aus dem großen Sinsener – Bahnhof geworden) wieder ein 4er Ticket für die Zone B, nicht wissend, was die Zone B bedeutet. Fragen konnten wir eh niemand und der Automat gab auch keine Auskunft. Die Tickets wurden kontrolliert (eher ungewöhnlich) und bis dahin hatte ich verzweifelt versucht, mir auf der Webseite des VRR-Verbundes die Bedeutung der Zonen A, B. C und D zu erschließen. Die Information gab es einfach nicht. Die zwei Schaffner stifteten noch einmal zusätzlich Verwirrung, als wir sie beim Ticketkontrollieren befragten. Bis Bochum, unserem Umsteigebahnhof, kamen wir auf alle Fälle mit dem Ticket aber wohl nicht bis Düsseldorf. Ob es reichte, noch einmal in Bochum abzustempeln, war bis zum Ausstieg unklar. Dann fiel dem einen Schaffner ein, dass die Zone B nur von einer Stadt in die andere gültig ist und da wir ja noch durch Essen fuhren unsere Fahrt dort hätte enden müssen. Übrigens konnten uns die Schaffner auch nicht zeigen, wo etwas über die Zonen stand. Wir lösten also in Bochum in Windeseile zwei Tickets für die Zone C nach und die 30 Euro für die B-Zone waren rausgeschmissenes Geld. Egal. In Düsseldorf fuhr uns der Sky-Train vor der Nase weg. Doch als wir dann in Terminal A den Eincheck-Schalter suchten, stellte sich heraus, dass wir eine Stunde zu früh da waren. Naja, wir mussten ja noch durch die Sicherheitskontrolle flachste ich. Hätte ich mal nicht tun sollen. Wenn schon die letzte Kontrolle in Düsseldorf meine Nerven strapaziert hatte, so rissen die Nervenenden diesmal gänzlich. Der Rucksack landete erwartungsgemäß auf der Sonderkontrollspur und ich lächelte dem Kontrollierenden, der gerade angelernt wurde aufmunternd zu. Na dann machen sie mal den Sprengstofftest. Der hätte sich bald von selbst erledigt gehabt, da er den Fotorucksack verkehrt rum öffnete und fast die gesamte Technik herausgefallen wäre, was ich mit einem Ruf „falsch herum“ und einen Sprung nach vorn, gerade noch so verhindern konnte. Ich bekam einen Rüffel, dass ich die rote Linie übertreten hatte. Der Fotoapparat bestand den Test (also negativ), aber bis auf den Fotoapparat Nummer 1 musste alles noch einmal durch die Kontrolle. Dazu wurde die Technik aus dem wahrscheinlich undurchdringlichen Rucksack herausgenommen und in eine leere, separate Schale gelegt. Die Schalen kamen wieder auf die Sonderkontrollspur. Davor waren aber bereits vier weitere Schalen auf der Spur. Ich bat den Kontrolleur mir die Sachen zu geben, doch der kümmerte sich gar nicht darum, da er die Schalen der Reihe nach abarbeitete. Ein anderer Kontrolleur, schon etwas erfahrener kam dazu und nahm sich die Schale. Als ich auf ihn zutrat, bekam ich sofort den obligatorischen Rüffel, dass ich hinter der roten Linie warten soll. Der neue Kontrolleur machte einen erneuten Sprengstofftest mit dem Objektiv. Negativ. Jetzt hatte ich meinen Laptop, den Pass, das Flugticket meine Uhr und Gürtel in der Hand, der Rucksack war bei dem einen Kontrolleur, das Objektiv bei dem anderen und sie diskutierten, ob sie den Rucksack jetzt noch einmal durch den Röntgenapparat schicken müssen, da ja der zweite Fotoapparat sich noch nicht als undurchdringlicher Körper geoutet hatte. Ich machte nun doch meinem Unmut Luft. Daraufhin sagte der noch unerfahrene Kontrolleur, ob ich mich mit der Bundespolizei darüber unterhalten möchte. Ich erwiderte, ja ihr Vorgesetzter könnte ruhig mal herkommen. Er kam. Er verstand meinen Ärger und forderte mich auf, dass ich mich doch einmal beim Flughafendienst darüber beschweren sollte (was ich hiermit tue), da die Hinweise von ihnen selbst kein Gehör fanden und das alles so in den Dienstvorschriften stand. Ich merkte nur an, dass ich ja Menschen vor mir habe, die einen Kopf zum Denken auf den Schultern haben, ich angeboten hatte, dass sie mal durch das Objektiv durchschauten, ich den Fotoapparat anschalte, ein Bild mache…. Im Übrigen frage ich mich, warum dies nur in Düsseldorf so der Fall ist. Wenn man ein Objektiv auch herauslegen muss, so sollte man dies den Reisenden sagen. Darauf der Kontrolleur. Es ist doch ein elektrisches Gerät. Zum Glück hat er es mit Handschuhen angefasst, sonst hätte er womöglich noch einen elektrischen Schlag bekommen.
Habe ich jetzt mal der Bundespolizei geschrieben. Bin gespannt, ob ich eine Antwort erhalte.
Abfluggate war das Gate 50. Gleich daneben stand ein Hinweisschild zum Aufzug. Wir nahmen die Treppe und landeten vor der Grenzkontrolle. Die automatische Passkontrolle funktionierte hervorragend und als wir den Grenzer danach nach Gate 50 frugen, meinte er, wir müssen wieder zurück. Erneute Kontrolle der Pässe. Gate 50 war direkt an der Treppe.
Wir bestiegen den Flieger, das Boarding war rechtzeitig abgeschlossen, doch es ging nicht los, da gerade über Düsseldorf ein Gewitter tobte. Wir wurden 15 Minuten gegroundet. Nach den 15 Minuten hieß es, wegen erhöhtem Flugaufkommen in Europa, werden wir eine Stunde später fliegen. Ich zog dann doch noch einmal mein Ticket aus der Jackentasche und schaute nach, ob da vielleicht DB draufstand. Die Bahn hatte es heute auf die Minute genau bis zum Ziel geschafft. Respekt.
Problemloser Flug, mit ein paar Turbulenzen und einem Freikaffee. Man ist ja schon mit solchen Kleinigkeiten glücklich. Ankunft in Oslo. Wir hatten die Koffer, standen vor dem Flughafen und direkt vor uns zwei Schilder, nach rechts zum Radisson blue, nach links zum Radisson red. Guter Rat war teuer. Auf der Booking.com Buchung stand nur Radisson und Gebäude B. Ob das wohl blue heißen sollte? (Also nach rechts) Ich ging zurück ins Gebäude und fragte an der Information. Die Frau meinte es ist Radisson red. (Also nach links) Nach 6-7 Minuten Fußweg standen wir vor dem Hotel und waren richtig! Abendessen auf dem Zimmer. 30 Euro für einen Flammkuchen im Hotelrestaurant haben wir gespart.

17.07. 2025 - Anreise Teil 2

Heute ging es sehr zeitig (7 Uhr) mit dem Flieger von Oslo nach Longyearbyen. Die Sicherheitskontrolle verlief reibungslos und ich würde sogar sagen, da könnte sich Dortmund eine Scheibe abschneiden. Ich wurde explizit gefragt, ob in meinem Rucksack Fotoapparate wären und wurde gebeten, diese separat in eine Schale zu legen. Kein Sprengstoffcheck, kein wiederholtes Durchlaufen des Rucksacks, alles perfekt im ersten Versuch.
Wir flogen pünktlich los und ich konnte mich nur kurz gegen meine Müdigkeit erwehren, denn halb Fünf aufstehen ist nicht meins, ich schlief ein. Sehr rechtzeitig wachte ich wieder auf. Als wir uns Spitzbergen, also der Inselgruppe, näherten, erhaschten wir prächtige Blicke von oben auf die raue, bergige von Gletschern durchzogene Landschaft, das angrenzende blaue Meer und die Wolken, die über die Landschaft hinweghuschten. Da setzte der Flieger auch schon zur Landung an und es war fast wie in Paro, die Tragflächen streiften fast die Gebirgskämme des Longyear-Tales. Der beruhigende Unterschied war, dass wir keine scharfen Kurven noch dazu fliegen mussten. Longyearbyen sah von oben etwas trostlos aus.
Ankunft, Transfer zum Hotel und erste Bekanntschaft (im Sinne man konnte erkennen, wer in denselben Bus einstieg) mit potentiellen Mitreisenden. Eine größere chinesische Reisegruppe mit Dolmetscher war dabei. Im Hotel trafen wir 4,5 Stunden zu früh also vor der Check-in-Zeit ein, die wir zur Erkundung des Ortes nutzten.
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Der Busfahrer hatte uns bereits auf zwei Dinge hingewiesen, erstens die weltbekannte Samenbank, die sich hier befindet.
Dieser Saatgutspeicher ist der größte von weltweit 1.400 Aufbewahrungsanlagen für Saatgut, und der einzige ohne Forschungsauftrag. Seine wichtigste Aufgabe ist die Lagerung einer Mindestanzahl von Saatkörnern der zur Ernährung wichtigen Lebensmittel wie Reis, Mais, Weizen, Kartoffeln, Früchte, Nüsse und Wurzelgemüse, die in einem Katastrophenfall ausgeliefert und nachgezüchtet werden können. Die Lieferländer zahlen für die Speicherung nichts, die entstehenden Kosten trägt der norwegische Staat.
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Der Ort hat nicht viel Charme, wie man ihn oft in norwegischen Küstenorten antrifft. Alle Gebäude schauten sehr funktional aus. Die Motorschlitten standen in großen Mengen hinter den Häusern und warteten auf ihren Einsatz im nächsten Winter. Die Norweger oder besser die Einheimischen erkannte man an den kurzen Hosen und kurzärmligen Nikkis, die Touristen trugen eher Mützen und dicke Jacken. Es ging sehr international zu. Viele Ausländer jobbten hier. Auf unserem Spaziergang begegneten wir auch jungen Müttern die mit Kinderwagen und Husky unterwegs waren. Wir machten einen Abstecher zur Kirche, die über dem Dorf thronte.
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Nicht weit davon entfernt waren die alten Kohlebahnen, die die nah an der Oberfläche geförderte Kohle in luftiger Höhe zum Hafen mit Loren transportierten. Von hier oben konnte man alles überblicken, den Hafen, die Stadt, sogar bis zum Flughafen reichte der Blick.
Viel war nicht los in Longyearbyen. Wahrscheinlich ist hier im Winter mehr los, denn ohne Schnee ist wohl ein wichtiger Standortfaktor nicht mehr gegeben. Die Berghänge waren aber alle schneefrei, obwohl wir beim Überfliegen von Spitzbergen auf den Bergen noch Schnee gesehen hatten. Die Souvenir und Outdoor-Geschäfte warteten auf Einkaufswillige, wir gehörten nicht zu ihnen, obwohl die Outdoor-Artikel schon den einen oder anderen Kaufwunsch aufkommen ließen.
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Doch eine 1000-Einwohner große Stadt ist dann doch nicht groß genug, dass man sich mehr als 4 Stunden in ihr vergnügen kann. Gegen 15 Uhr waren wir dann auch wieder zurück in der Lobby und checkten ein. Ich las ein wenig und schlief erneut ein. Ich glaube, ich muss das Buch wechseln. Das Briefing um 18 Uhr war schon etwas schräg. Poseidon begrüßte uns in einem Konferenzraum, nein nicht alle zusammen, sondern jeden einzeln. Katherina erzählte jedem der Passagiere, die in einer langen Reihe vor ihr standen, der Reihe nach in Englisch oder Deutsch, dass morgen 9 Uhr die Koffer geholt werden und 16 Uhr die Fahrt mit dem Bus zum Schiff stattfindet. All die Informationen, die wir auch auf einem Zettel bekommen hatten. Wir hörten es 5 Mal bevor wir dran waren. Mir wurde beim Anblick der Mitreisenden schon ein ganz klein wenig Bange. Aber verlieren wir mal nicht die Hoffnung, wir haben wahrscheinlich doch nur ein Drittel der Mitreisenden, also 30, maximal 40, Passagiere gesehen.
Abendbrot im Pub. Auch sehr international.
By the Way – am Wegrand? – die Bundespolizei hat geantwortet auf meine E-Mail. Sie entschuldigen sich, meinen aber, dass dies alles so ablaufen muss, wegen der Sicherheit im Flugverkehr.
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18.07.2025 Einschiffung

Frühstück, wahrlich nicht schlecht. Wir aßen mitten im Restaurant auf einer etwas erhöhten Fläche und hatten dadurch eine fantastische Aussicht auf die Bucht von Spitzbergen, die sich langsam mit immer mehr Schiffen füllte. Es sollten heute 9 Schiffe werden, die ihre Passiere wechselten, also anlandeten und wieder neue aufnehmen.
Nach dem Frühstück gaben wir unsere Koffer ab, lasen noch bis zum Auschecken aus dem Hotel und in den verbleibenden 5 Stunden bis zur Abfahrt machten wir einen Spaziergang durch das Dorf. Diesmal gingen wir zum Hafen. Auf dem Weg dorthin sahen wir ganz nah am Ufer einige Wasservögel.
Ich schraubte das Tele drauf und das zweite Bild wurde dann ein Treffer. Eine Ente hatte gerade einen Fisch gefangen, den sie vor meinen Augen und dem Teleobjektiv verspeiste. Wir sahen noch den traurigen letzten Blick des Fisches, wie er seinen Gegner in die Augen und das Maul schaute und dann im dunklen Magen verschwand.
Viele Schiffe lagen auf Rede, nur eines hatte am Pier Platz. Die anderen mussten ihre Passagiere mit dem Schlauchbooten holen. Weitere Vögel wurden auf den Chip gebannt.
Eiderente bei der Landung

Eiderente bei der Landung

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Dann übermannte Toma der Hunger. Wir suchten dasselbe Café wie gestern auf und Toma aß ihren Geburtstagskuchen. Ein weiterer Spaziergang durch das Schlafviertel von Longyearbyen rundete den Zeitvertreib bis zum Einschiffen ab.
Schneeammer auf der Nahrungssuche für ihre Jungen
Busfahrt bis zum Hafen, den wir ja schon kannten. Alexandra eine Moskauerin legte uns die Rettungswesten an und wir kamen ins Gespräch. 108 Passagiere wurden heute eingeschifft. Die Crew bestand aus 70 Mann und Frau.
Tolle Kabine - unerwartet groß.
Unser House-keeper
Kurze Überfahrt zum Schiff. Wir wurden nicht nass. Empfang mit Cocktail, heißem Tuch und kleinen Leckereien. Dann ab in die Kabine, die wirklich nichts zu wünschen übrigließ.
Sicherheitstraining, Abendbrot, Jacke und Stiefel fassen fertig.
Ich zu müde, um das Erlebte zu beschreiben. Mache ich morgen.

19.07.2025 Lilliehöökbreen und Ny-Ålesund

Ausgeschlafen. Frühstücks -Buffet – sehr gut. Der Vormittag ging drauf mit Sicherheitseinweisungen, Eisbär Vorsichtsmaßnahmen, Verhaltensregeln beim Zodiacfahren, und, und, und!
Offizielles Programm

Lilliehöökbreen

In der verbleibenden Zeit am Vormittag bestaunten wir bei trüben Wetter den Lilliehöökbreen Gletscher.
(Lilliehöökbreen is a glacier complex in Albert I Land and Haakon VII Land at Spitsbergen, Svalbard. It has a length of about 22 kilometers. The glacier debouches into Lilliehöökfjorden, and calved icebergs may fill large parts of the fourteen kilometer long fjord. )
Höhepunkt für mich dabei war die Begegnung mit einer Bartrobbe und das Kalben des Gletschers.
Der Kapitän steuerte das Schiff ganz langsam in Richtung Abbruchkante und kam der Robbe (Die Bartrobbe ist nach dem Walross eine der größten arktischen Robben und hat ihren Namen wegen ihrer auffallend langen weißen Barthaare.) ziemlich nah, ziemlich, sodass mit dem Teleobjektiv ein einigermaßen gutes Foto gelang.
Alle Bilder von diesem beeindruckenden Fjord

Lilliehöökbreen

18-19.07.25

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Dann gab es schon wieder Essen und ich hatte mein erstes traumatisches Erlebnis. Man setzt sich zuerst an einen Tisch und dann geht man zum Buffet. Kaum dass wir an einem völlig leeren Tisch für 6 Personen Platz genommen hatten, kam ein Schweizer zum Tisch und sagte mir sehr bestimmt, hier sitzen 3 Schweizer Ehepaare und machte mir unmissverständlich klar, dass wir nun verschwindet sollen. Von den Ehepaaren war aber noch nichts zu sehen, geschweige denn hatten sie ihre Plätze schon „markiert“. Ich nahm also mein Glas Wasser und verschwand zu einem anderen Tisch mit Amerikanern, die uns freundlich einen Platz anboten. Da war ich dann schon, ohne einen Bissen gegessen zu haben, satt.
Naja, eine Cruise ist keine Individualreise.

Ny-Ålesund

Ny-Ålesund ist die nördlichste Siedlung der Welt und liegt auf 79 Grad Nord in der nordwestlichen Region von Spitzbergen, Svalbard. Ny-Ålesund war ursprünglich eine Kohlebergbausiedlung, die im Jahr 1916 gegründet wurde. Seit Ende der 1960er Jahre ist die wissenschaftliche Forschung die Haupttätigkeit in Ny-Ålesund. Heute ist Ny-Ålesund eine Forschungsstation mit Wissenschaftlern aus mehr als 10 verschiedenen Ländern, in der das ganze Jahr über nur etwa 40 Menschen leben

Der erste Landgang am Nachmittag in Ny-Alesund, also gesprochen eher Olesund, also dem norwegischen A mit einem Kringel oben drüber, war dafür dann die Bestätigung. Wir machten einen Bird-Watching Spaziergang mit 50 Mann / Frauen / Divers. Wenn 50 Personen zwei Vögel in 200 Meter Entfernung fotografieren und sich dann viele (ich nenne jetzt mal aus politischen Gründen keine Nation) einen Meter (0,5%) nach vorne schieben und plötzlich auf dem Display des Fotoapparates nur noch rot zu sehen ist (die Farbe der tollen Jacken, die jeder vom Veranstalter „geschenkt“ bekommen hat), dann ist wieder Resilienz gefragt. Ob die 50 M/W/D auch wirklich alle Birdwatcher waren, erschien mir doch sehr zweifelhaft. Die Gruppe durfte aber als erste vom Boot und das war wohl für einige das ausschlaggebende Kriterium.
Die Gruppe war dann auch wirklich sehr divers. Vom Kind bis zum Opa war alles dabei. Auch sehr international, wobei die drei Amtssprachen auf dem Schiff, wie gesagt, Deutsch, Englisch und Mandarin sind und so etwa von 90% der Passagiere auch verstanden wird.
Ny Alesund ist eine Forschungssiedlung, wo Wissenschaftler aus der ganzen Welt die unterschiedlichsten Aspekte der Arktis untersuchen, erforschen…. Für die Forschung mussten wir alle Bluetooth Geräte ausschalten, sogar die Bluetooth-Funktion der Fotoapparate mussten deaktiviert werden. Alle Handys durften nur im Flugmodus verwendet werden, damit die empfindlichen Forschungsgeräte nicht gestört wurden.
Ich füge hier später noch etwas aus der Wikipedia ein, woran alles geforscht wird. Klimaforschung, Weltraumforschung, Arktisforschung, eine breite Palette auf alle Fälle.
Wir wurden durch das Dorf von einer bewaffneten Frau begleitet. Zum Glück gab es hier keine Kühe, denn unsere 50 Personen große Gruppe wäre denen wohl als einzig rotes Tuch vorgekommen.
Die Ausbeute an Vögeln war mäßig. Höhepunkt für mich waren die Seeschwalben, die in dem kleinen Dieseltanklager, dass gut eingezäunt war, brüteten. Sobald wir dem Lager zu nah kamen, attackierten sie uns.
Die Vögel sind lernfähig. Früher haben sie am Strand gebrütet, aber die Nester dort hat der Fuchs, den wir von Weitem sahen, immer ausgenommen. In das von einem dichten Zaun umgebene Tanklager war es für den Fuchs nicht so einfach zu gelangen.
Alle Bilder von den Terns auf Ny Alesund

Terns

20.07.25

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Den Fuchs, den wir sahen, war so weit entfernt, dass ich ihn erst auf dem Computerbildschirm entdeckte, als ich mir am Abend die Aufnahmen von heute anschaute. Mit dem Fernglas konnte ich ihn nicht finden. Er hatte gerade eine Ente oder Gans erbeutet, erzählten die, die ihn durch das Spektroskop sahen.
Wir gingen dann alle geschlossen an den Seeschwalben vorbei, die ihren Nachwuchs im Tanklager mit Futter versorgten. Die große Gruppe attackierten jetzt nur die aller mutigsten Vögel. Wir passierten die verlassenen Gebäude der Kohleförderung und sahen in der Bucht Harbor-Seals (die gewöhnlichen Seehunde). Auch junge Heuler waren darunter.
Seehund - Harbor Seal
An Land sahen wir noch ganz in der Ferne, am Fuße des Berges, auf dessen Gipfel die Kohle früher gefördert wurde, Rentiere.
Spannend wurde es dann noch einmal, als wir vor dem Mast standen, an dem in den zwanziger Jahren des vergangen Jahrhunderts Luftschiffe Halt gemacht hatten. In die luftige Höhe führte eine eiserne Treppe (ohne Fallschutz, wie heute in den Anlagen üblich).
Es muss schon eine gehörige Menge Mut dazugehört haben, überhaupt in ein Luftschiff eingestiegen zu sein, geschweige denn damit zu fahren. Ny-Alesund war der Ausgangspunkt für die Luftfahrt von Amundson zum Nordpol und nach Kanada. Aber da reiche ich noch etwas nach aus der Wikipedia.
Aus der Wikipedia:
Roald Engelbregt Gravning Amundsen (* 16. Juli 1872 in Borge, Norwegen; † vermutlich 18. Juni 1928 nahe der Bäreninsel) war ein norwegischer Seemann und Polarforscher und gilt als einer der erfolgreichsten Entdeckungsreisenden in Arktis und Antarktis. Er durchfuhr als Erster die Nordwestpassage, als Zweiter nach Adolf Erik Nordenskiöld auch die Nordostpassage und erreichte am 14. Dezember 1911, vor seinem britischen Rivalen Robert Falcon Scott, mit vier Begleitern als erster Mensch den geographischen Südpol. Er zählt auch zu den ersten Menschen am geographischen Nordpol, den er als Leiter einer transarktischen Fahrt im Luftschiff Norge zusammen mit 15 weiteren Expeditionsteilnehmern am 12. Mai 1926 überquerte. Amundsen kam 1928 bei einem Rettungsflug für den in Not geratenen italienischen Polarforscher Umberto Nobile ums Leben.
Toma schickte dann noch vom nördlichsten Postamt eine Karte an Berthold ab, wir schauten noch im Museum vorbei und den Rest der Zeit versuchte ich noch, die Seeschwalben zu fotografieren. Eine Mutter versuchte ihren Nachwuchs, in einem abgesperrten Gebiet gerade mit einem Fisch zu füttern und war schon schwer unter Stress, da die anderen Seeschwalben immer wieder versuchten, ihr den Fisch abspenstig zu machen, setzte mehrmals zur Landung an, war dann schon gelandet 10 Zentimeter vor dem Jungvogel, als drei Chinesen (nicht die mit dem Kontrabass) sondern die mit der rosa-roten Felljacke (nicht der roten Expeditionsjacke) jegliche Absperrung ignorierend auf die Vögel zugingen, um mit dem Handy Fotos zu machen.
In diesem Moment wünschte ich mir, die für die Eisbären vorgesehene Schreckpistole in der Hand gehabt zu haben. Hätte ja auch nichts genützt, da das Ergebnis dasselbe gewesen wäre, die Vögel flogen davon. Das Bild des Urlaubs war auch verflogen.
Korrektur: Es war keine Jungtierfütterung. Wie Ab, unser Vogelexperte, mir später erklärte, war es ein Paarungsversuch zweier Terns, die wohl nicht rechtzeitig im Norden angekommen waren. Also das Männschen präsentiert seiner Auserwählten stolz den Fisch, den ergefangen hat.
Aus der Wikipedia:
Seeschwalben nisten am Erdboden oder auf Felsen, häufig in Kolonien. Die Nester liegen meist sehr dicht beieinander und können einfache nackte Mulden sein. Binnenseeschwalben bauen flache Nester auch auf schwimmender Sumpfvegetation.
Seeschwalben schwimmen relativ selten. Zur Nahrungssuche rütteln sie und tauchen aus der Luft nach Fischen.
Einige Seeschwalbenarten zeigen beachtliche Flugleistungen. So wandert die in Mitteleuropa einheimische Küstenseeschwalbe nach der Brutperiode in die Antarktis, um nach dem dortigen Sommer in den Norden zurückzukehren. Dabei legen einige Individuen mehr als 40.000 km im Jahr zurück.
Die Vögel werden mit drei bis fünf Jahren geschlechtsreif, wobei die Mehrzahl im vierten Jahr das erste Mal brütet. Wie auch die Möwen brüten diese Seeschwalben in Kolonien mit bis zu 1000 Tieren. Bevorzugtes Bruthabitat sind spärlich bewachsene Inseln, in Sanddünen und Kiesbetten. Das Nest ist eine mit dem Körper des Vogels in den Boden gedrehte Mulde, die meist nur dürftig mit Halmen ausgekleidet wird. Das Weibchen legt ein bis drei 4 cm große Eier. Beide Elternteile wärmen die Eier etwa drei Wochen, bis die Küken schlüpfen. Die Jungen fliegen mit 21 bis 24 Tagen aus und werden in der Regel noch eine Woche gefüttert. Gegen Feinde wird die Brut durch Sturzflüge verteidigt.
17 Uhr waren wir alle wieder an Bord.

Hier noch einmal alle Bilder von Ny Alesund im Überblick:

Ny-Ålesund

19-25.07.25

43 Bilder

18.30 Uhr war Kapitänsempfang und Vorstellung der Crew. Gesprochen wurde in Englisch und ein deutsches Crewmitglied übersetzte simultan ins Deutsche und eine chinesisches in Mandarin.
Die Zusammensetzung der Mannschaft war total spannend. Kapitän und leitender Ingenieur waren Ukrainer. Chef der Expedition ein Russe. (potentieller Konflikt Nummer 1) Im Expeditionsteam waren Chinesen vom Mainland und aus Taiwan (Konflikt Nummer 2) und ein Engländer und zwei aus Argentinien (Konflikt Nummer 3) gut gemischt mit vielen Philippinern. (Ich lasse mal den 4. weg, es war auch eine Frau aus Israel dabei, die uns heute beschützt hatte.) Aber alle verstanden sich wirklich prima. Auf so engen Raum und es funktioniert, ist das nicht wunderbar! Es gab noch einen 5. Konflikt, den wohl nur die NRW-ler kennen, es war auch ein Holländer in der Mannschaft des deutschen Veranstalters.
Bild von Alex (unserem Fotografen)
Abendbrot a la Carte. Sehr lecker. Ich riss mich zusammen und aß nur 3 von 5 Gängen.
Halb Zehn nahm ich noch einmal die Kamera und begab mich auf Deck 4, das Deck, wo man um das gesamte Schiff herumlaufen konnte und das beste Deck zum Fotografieren. Wir waren gerade in eine Bucht eingelaufen, die wir morgen erkunden werden. Ein junger Mann aus der Schweiz kam auf mich zu und fragte, ob ich auch ein Tele hätte und meinte, er hätte Walrösser gesehen. Ich gab alles, aber Walrösser waren auf dem Bild nicht auszumachen. Erst als seine Frau kam und weitere nette Schweizer fanden wir die Walrösser am Strand. Sie waren zwar auf dem Bild zu sehen, aber als Foto würde ich das nicht bezeichnen. Warten wir auf morgen, wenn wir mit dem Zodiac näher heranfahren.
Ein ziemlich intensiver Tag, obwohl wir es haben langsam angehen lassen.

20.07.2025 - Magdalenenfjord - Gravnesodden und Smeerenburg

Ich war sehr zeitig wach. Im Gegensatz zur Aida, wo wir auch ziemlich weit unten schliefen, ist es hier doch etwas lauter. Die Engine ist zu hören, die den Strom erzeugt, denn wir ankern in einer Bucht und der Schiffsmotor wird nicht zur Fortbewegung benötigt, eben nur für die Wärme und die Elektrizität. Wir ankerten über Nacht in der Bucht, die wir uns heute anschauten.
Information zum Magdalenenfjord:
Der Magdalenefjord (norwegisch Magdalenefjorden) ist ein Fjord in Albert-I-Land im äußersten Nordwesten der Insel Spitzbergen. Wegen seiner landschaftlichen Schönheit und in den Sommermonaten guten Erreichbarkeit ist er ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrten und touristischen Expeditionsreisen.
Der Magdalenefjord ist acht Kilometer lang und bis zu fünf Kilometer breit. Er trennt die Halbinseln Hoelhalvøya im Süden und Reuschhalvøya im Norden. Mit den Donkenholmane besitzt er einige kleine Inseln. In den Magdalenefjord münden mehrere Gletscher. Der größte ist der sieben Kilometer lange Waggonwaybreen mit einer hohen Abbruchkante am Fjordende.
Der Magdalenefjord wurde erstmals am 25. Juni 1596 von Willem Barents erreicht. Barents ging hier an Land und nahm Spitzbergen formal für die Niederlande in Besitz. Nach zwei gefundenen Walrosszähnen benannte er den Fjord Tandenbaai (deutsch Zahnbucht), aber schon auf den Karten des frühen 17. Jahrhunderts findet man den heutigen Namen in verschiedenen Abwandlungen.
Am südlichen Ufer, bei Gravneset (deutsch auch Gräberhalbinsel), befand sich am Anfang des 17. Jahrhunderts die englische Walfangstation Trinity Harbour, die aber bereits 1623 aufgegeben wurde. Reste von vier Trankesseln sind heute noch vorhanden. Die Walfänger nutzten den Ort vom frühen 17. bis späten 18. Jahrhundert auch als Friedhof. Mit etwa 130 Gräbern gehört Gravneset zu den größten historischen Bestattungsorten Svalbards.
1973 wurde der Magdalenefjord Teil des Nordvest-Spitsbergen-Nationalparks. Der Magdalenefjord wird im Sommer von zahlreichen Kreuzfahrtschiffen angelaufen. Die Landgänge der Passagiere haben auf Gravneset bereits deutliche Schäden an der empfindlichen Vegetation angerichtet. 2006 besuchten den Fjord über 16.000 Touristen.
In 4 Gruppen ging es an Land vorbei an einem wunderbar blauen Rest von einem Eisberg, den der Gletscher am Ende des Fjordes ausgespuckt hatte. Tief blau. Wir befanden uns in einer Bucht / Fjord, ringsum uns herum Berge, Gletscher, Gletscherseen, wo die Vögel brüteten, steile Hänge und natürlich Wasser, kaltes Wasser, denn es schwammen noch viele kleine Eisschollen herum.
Angelandet und keine zwei Meter in Richtung Mitte der Halbinsel gegangen, schon attackierten uns die Seeschwalben.
Später am Tag hatte ich auch eine Attacke zu überstehen. Zum Glück hatte ich eine Mütze auf, die das Schlimmste verhinderte, denn die Seeschwalben hackten wirklich auf den Kopf ein. Der Ort nannte sich Gravnesodden. Hier hatten früher die Walfänger gelebt und hier wurde Spitzbergen das erste Mal von Menschen betreten. Es gab alte Gräber, Walölöfenrest -
- spärliche Überbleibsel aus der Walfängerzeit, einige Vögel und wohin man blickte einfach eine einmalig schöne Landschaft.
Smeerenburg was a whaling settlement on Amsterdam Island in northwest Svalbard, founded by the Danish and Dutch in 1619. It served as a key whaling base, with operations peaking in the 1630s. Whalers hunted the bowhead whale, known then as the Greenland right whale, rendering oil from blubber onshore. The settlement, featuring wooden structures and copper kettles, was abandoned around 1660 as whale populations declined and pelagic whaling increased. Today, its ruins are part of Norway's North-West Spitsbergen National Park
Es regnete und das legte sich ein wenig auf die Stimmung. Doch hoch oben wo der Gletscher sich mit dem Himmel traf, konnte man schon die Sonne vermuten.
Und ganz zum Schluss der Anlandung kam sie dann auch zum Vorschein, die Wolken lichteten sich ein wenig und die Sonnenstrahlen wärmten uns.
Mit dem Zodiak fuhren wir in Richtung anderes Ufer zu den Krabbentauchern. Kleine Alk-Vögel, so groß wie eine Amsel, nisteten hier am Hang.
Es waren tausende, wenn nicht noch mehr Vögel in der Luft. Sie fliegen in großen Schwärmen um mehr Sicherheit vor den Möwen und Skuas zu haben, die, wenn sie einen Krabbentaucher erwischen, ihn im Ganzen herunterschlingen.
Hätten die Guides nicht gewusst, dass hier die Krabbentaucher nisten, wir hätten sie nicht einmal gesehen, obwohl es wirklich um die 10.000 Vögel waren.
Genug Krabbentaucher gesehen, überquerten wir die Bucht, passierten unser Schiff und nahmen Kurs auf die andere Seite, wo sich einige Walrösser niedergelassen hatten.
Alle Bilder vom Krabbentaucherfelsen:

Krabbentaucher

20.07.25

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Wir durften aber nicht allzu nah an die Tiere heranfahren, das geboten die norwegischen Vorschriften. Aber auf dem Weg zurück zum Schiff hatte ich einige Bilder von den großen Robben im Kasten.
Alle restlichen Bilder vom heutigen Vormittag im Gravnesodden

Gravnesodden

19-20.07.25

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Mittagessen für uns, Umsetzen des Schiffes zur Insel Amsterdamoya, wo früher die größte Walfängerstadt Spitzbergen, Smeerenburg, sich befand.
Das absolute Highlight des Tages hatte ich aber nach dem Mittagessen vor der Nachmittagstour. Ich war auf Deck vier und vor Langeweile fotografierte ich die Sonnenstrahlen, die sich im Wasser vor unserem Schiff spiegelten und viele, viele kleine sonnenähnliche Punkte im Wasser glänzten, glitzerten und durch die Bewegung des Wassers ein schönes Schauspiel ergaben. Da tauchte vor mir ein Gryllteiste auf, im Maul einen Fisch, der noch zappelte und den der Vogel versuchte zu töten und zu verschlingen.
Da der Fisch aber sich noch wehrte und zu groß war mit einem Mal hinuntergeschluckt zu werden, dauerte es eine ganze Weile, bis der Vogel ihn sich so zurechtgelegt hatte, dass er transportfähig für einen Flug war. Und das ganze Schauspiel lief direkt unter mir im Wasser ab. Ich brauchte nicht einmal die Kamera einstellen, sondern nur abdrücken. Was für Fotos!!! Etwas mehr als 100 Fotos Fisch und Vogel.
Alle Bilder vom Erlebnis mit der Gryllteiste - was auch das beste Foto der Reise hervorgebracht hat.

Gryllteiste fängt Fisch

21.07.25

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Am Nachmittag also Smeerenburg:, laut Wikipedia:
meerenburg (deutsch so viel wie Tran-Stadt) ist eine aufgegebene Walfangstation auf der Insel Amsterdamøya im Nordwesten von Svalbard (Spitzbergen), die ihre Blütezeit in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erlebte.

Niederländische Walfänger nutzten diesen Ort erstmals 1614. Wahrscheinlich 1619 wurden die ersten festen Gebäude errichtet. Während der intensiven Phase des Walfangs um Spitzbergen war Smeerenburg das Zentrum der Aktivitäten. Auf dem Höhepunkt in den 1630er Jahren gab es hier acht Trankessel, in denen Walblubber zu Tran verkocht wurde, und 17 oder 18 Gebäude. In den Sommermonaten lebten und arbeiteten in Smeerenburg bis zu 200 Menschen. In den Wintermonaten war der Ort verlassen, nur 1633/34 überwinterte Jacob van der Brugge mit sechs Männern, um die Einrichtungen vor Konkurrenten zu schützen. In den 1640er Jahren begann der wirtschaftliche Abstieg Smeerenburgs, weil die Zahl der Wale, die direkt vor der Küste anzutreffen waren, schnell abnahm. Um 1660 wurde die Station endgültig aufgegeben. Heute sind von den Gebäuden nur noch die Grundmauern zu sehen.
In der Vergangenheit wurde die Größe Smeerenburgs stark überschätzt. Der englische Entdecker William Scoresby schrieb 1820, dass der Ort pro Saison von 200 bis 300 Schiffen mit einer Besatzung zwischen 12.000 und 18.000 Mann besucht worden wäre.[1] Der Ort habe eine Kirche und ein Bordell besessen. Noch 100 Jahre später glaubte Fridtjof Nansen an diesen Mythos: „Hier stand damals, vor mehr als 250 Jahren, eine ganze Stadt mit Läden und Straßen. Wohl 10000 Menschen im Sommer mit dem Lärm von Packhäusern, Trankochereien, Spielerkneipen, von Schmieden und Werkstätten und Schänken und Tanzböden. An diesem flachen Strand wimmelte es von Booten mit Seeleuten, die eben von dem aufregenden Walfang kamen, und von Frauenzimmern in bunten Farben, die auf Männerfang ausgingen.“[2] Nach neueren Forschungen, insbesondere den archäologischen Grabungen von 1979 bis 1981 unter Leitung von Louwrens Hacquebord (* 1947), entspricht dies nicht der historischen Wahrheit.[3][4] Smeerenburg wurde entsprechend der gefundenen Bebauung im Sommer von ca. 200 Holländern und Dänen bewohnt.[5] Von einer städtischen Infrastruktur kann keine Rede sein.
Die Ruinen von Smeerenburg sind seit 1973 Teil des Nordwestspitzbergen-Nationalparks.
Die Nachmittagstour begann gegen 15 Uhr. Wir waren zuerst mit den Zodiyaks unterwegs Seehunde schauen. Es war eine Mutter, die hatte zwei Kinder.
Ein paar Bilder von den etwas kleineren Robben und wir passierten noch die Anlandestelle, wo einige Flugexpeditionen ihren Ausgangspunkt hatten, die aber nie ihr Ziel erreichten. Außer einem Gedenkstein war aber nichts zu sehen.
Da wir am Nachmittag in zwei Gruppen aufgeteilt waren, die einen an Land bei den Walrössern und die zweite im Zodiak. Da wir unsere Zodiaktour aber schon absolviert hatten, fuhren wir jetzt zu der Insel, wo sich die Walrösser tummelten, sowohl im Wasser.,als auch an Land.
4 Exemplare, die Guides sprachen von kleineren, schwammen im Wasser und bäumten sich ab und zu auf.
Die große Gruppe lag am Strand und chillte. Es stank aus dieser Richtung. Kein Wunder, die Walrösser können am längsten von allen Säugetieren furzen (bis zu 30 Sekunden lang.)
Foto von Alex
Was ein Guide nicht so alles zu erzählen weiß. Wir standen mit etwa 50 Mann hinter einer in den Sand gezeichneten Linie, die minimalste Entfernung zu den Walrössern, die Mindestdistanz, die wir einhalten mussten.
Trotzdem war es ein Erlebnis, dass denen auf den Falklandinseln schon ziemlich nah kam. Wir konnten fotografieren, solange wir die Linie nicht überschritten.
Die Zähne der Walrösser sind doch ganz schön furchteinflößend. Laut Guide saugen sie Muscheln aus, ohne die Schale zu knacken. Das machen sie eine geraume Weile und dann liegen sie lange rum und verdauen den Muschelinhalt.

Hier alle Bilderr von den Walrössern am Strand:

Walrösser in Schmeerenburg

21.07.25

18 Bilder

Ebenso wie am Morgen war die Landschaft um uns herum ein Traum. Da die Sonne sich jetzt durchgesetzt hatte, wurde alles noch fotogener.
18.30 Uhr Wrap up mit einigen Vorträgen, Abendessen an einem spannenden Tisch mit zwei Amis, die bei IBM gearbeitet hatten und unserem chinesischen Hochzeitspaar auf Honeymoon – Reise. Sehr amüsante Gespräche.
Jetzt gleich passieren wir einen Naturreservat und ich muss – es ist 22 Uhr – noch einmal raus, um nichts zu verpassen. Toma legt sich schlafen.

21.07.2025 - Eisbären

Die Insel mit den Walrössern am gestrigen Abend, das Naturreservat, war dann doch zu weit entfernt, um gute Bilder zu machen. Auch war es relativ dunkel, da eine dicke Wolkenschicht über uns hing. Geschlafen habe ich aber trotzdem nicht allzu viel.
Chermsideøya (Chermside Insel) ist eine 14 km² große Insel in dem Nordaust-Svalbard Naturreservat nördlich von Nordaustlandet, Svalbard. Es ist nach Herbert Chermside, einem britischen Offizier und ehemaligen Gouverneur von Queensland benannt, welcher Spitzbergen 1873 besuchte. Die zwei Hauptgipfel der Insel, Knoll (280 m) und Tott (230 m), sind nach Komikcharakteren benannt und sind geteilt durch das Chermsidedalen (Chermsidetal). Etwa 5% der Insel sind von Eis bedeckt (~0.7 km² Stand 1990).
Wieder zeitig aufstehen, um dann an Land zu gehen. Wir waren in der letzten Gruppe, und kaum angelandet, erzählte uns Evgeny etwas über die Graffitis, die hier von den Expeditionsschiffen und Urlaubern hinterlassen wurden.
Polarfuchs - Bild Alex
Während er erzählte, wurde über die „Walky-talkys“ durchgesagt, dass ein Fuchs in der Nähe war. Ich drehte mich um, und das Tier ging in 50 Meter Entfernung in aller Ruhe auf die nächste Gruppe zu.
Wieder einmal hatte ich den falschen Fotoapparat in der Hand und das Tele war im Rucksack. Als ich oben bei der Gruppe ankam, war der Fuchs schon weg, irgendwo in der Ferne sah man ihn noch über die arktische Wüstenlandschaft davonlaufen. Ja, wir waren fast im äußersten Norden Svalbards, wo die Landschaft wüstenähnlich ist, Steine, Schnee, Sand am Strand, einiges Schwemmholz und nur kleine Flecken mit Vegetation.
Sergey sah ich oben auf dem Hang und stieg hinauf. Vielleicht hatte man von oben noch einen Blick auf den Fuchs. Hatte man nicht. Aber die Landschaft war wieder sehr schön, rau, verletzbar, fast unberührt und doch voller Menschen, roter Punkte, etwa 100 Touristen, einige blaue Punkte dazwischen, die Mannschaft von Sergey, die uns beschützten.
Sergey unser Expeditionsleiter
Es gab nicht viel zu sehen, einige Blumen, Poppies auf Englisch, Fuchsschwanz-Blumen und einige Exemplare ohne Namen. Vögel waren nicht zu sehen.
Die Bucht war sehr flach und wahrscheinlich das Futterangebot für die Vögel nicht ausreichend. Was der Fuchs fraß, war nicht klar.
Irgendwann stieg ich wieder ab, als einer der letzten und wandte mich nach rechts. Hier im unteren Teil der Insel entsprang ein kleiner Bach und rings um die Quelle war dann auch Leben. Rote und grüne Pflanzen, eingerahmt von einem steinernen Meer und weiter weg die majestätischen Berge mit der Bucht davor.
Ich schraubte das Weitwinkel drauf und steckte das Tele wieder weg. Die Landschaftsfotografie genießend hockte ich auf dem Boden, als die zwei verbliebenen Guides in meiner Nähe etwas hektisch wurden.
Ein Eisbär wurde gesichtet. Wo, auf unserer Insel, wo wir angelandet waren oder auf der anderen Seite der Bucht, war unklar. Weit und breit war aber nichts zu sehen. Wir wurden evakuiert, mussten uns so schnell wie möglich zu den Zodiaks begeben. Da sickerte auch durch, dass in zwei Kilometer Entfernung oder mehr auf dem weit abgelegenen Ufer ein Bär gesichtet wurden war. Die Guides erklärten aber, dass die Eisbären exzellente Schwimmer sind und ruck zuck in Sekunden hunderte von Metern im Wasser zurücklegen könnten.
Nun dachte ich, dass wir mit dem Boot an das andere Ufer fahren werden, uns den Eisbären, wohl der Höhepunkt einer jeden Arktisexpedition, anzuschauen. Weit gefehlt, wir fuhren zum Schiff, stiegen aus und schauten erst einmal aus großer Entfernung in die Richtung der gesichteten Eisbären und siehe da, ja, wir sahen einen weißen, wuschigen Fleck am Ufer.
Schnell ein Bild und das Urlaubsziel war erreicht. Nach einer Weile kam über Bordfunk die Ansage, dass wir in 10 Minuten mit den Zodiaks den Eisbären anschauen fahren. Alle wurden wieder in die Zodiaks verfrachtet, was ein doch recht zeitaufwendiges Unterfangen ist.
Aber der Eisbär rührte sich nicht von der Stelle. Er labte sich an einem Kadaver. Glück für uns.
Wir waren in der ersten Gruppe und unser Bootsführer entdeckte einen toten Guilletmont auf dem Wasser. Er rief Ab, unseren holländischen Vogelkundler. Dieser fischte das tote Tier aus dem Wasser und entnahm aus dem After und dem Schnabel einen Abstrich und machte einen Test auf Vogelgrippe. Das alles sah aus wie ein Corona-Selbsttest.
Als alle Passagiere in ihren Zodiak saßen, nährten wir uns gemeinsam sehr langsam dem Ufer. Erlaubt war, sich bis auf 300 Meter den Tieren zu nähern. Dazu hatten die Guides einen Laser-basierten Entfernungsmesser. Dann reihten sich die Boote nebeneinander auf und drifteten sehr langsam in der gebotenen Entfernung an der Stelle am Ufer vorbei, wo die beiden Bären sich tummelten.
Den einen Bären hatte man von Weitem nicht gesehen, wohlmöglich, weil er am Rande eines Schneefeldes saß oder aber, weil ein Stein die Sicht versperrte. Einer der Bären stand auf oder am Rande des Kadavers und fraß. Der etwas größere Bär lag in einiger Entfernung und schaute zu. Ich machte hunderte von Fotos.
Irgendwann ließ der fressende Bär von seiner Beute ab und begab sich ins Wasser. Dort spielte er mit einem Stock, der andere Bär beobachtete das Geschehen aus der Distanz. Als der Bär im Wasser außer Sichtweite des Bärs weiter oben geriet, erhob sich auch dieser und ließ den badenden Bär nicht aus den Augen.
Da es wohl unwahrscheinlich schwierig ist, Eisbären von Eisbärinnen zu unterschieden, würde ich sagen, auf Grund der gesehenen Verhaltensmuster, dass der eine die Mutter war und der andere Bär ein ziemlich großes Jungtier.
Man gab uns ausreichend Zeit, die Speicherkarten mit Eisbärenbildern zu füllen. Dann ging es zum Mittagessen, dem ein kurzer Schlaf folgte, in der Erwartung, dass wir am Nachmittag einen weiteren Ausflug haben würden.
Ich wachte kurz bevor das Schiff ankerte auf und war durch den Schlaf etwas „breit“. Die erste Gruppe war schon zum Boarding gerufen worden, als nach 10 Minuten die Durchsage kam, Abbruch des Landganges. Der Grund wurde erst einmal verschwiegen. Es sickerte doch relativ schnell durch, dass ein Eisbär an einem Kadaver hinter dem Berg frisst. Die Gefahr, nach dem Anlanden auf den Bären zu treffen, war zu groß. Als Ersatz gab es einen sehr spannenden und lehrreichen Vortrag über Walrösser von unserer argentinischen Kajakguidin, die eine studierte Biologin ist.

Planänderung -Auf der Suche nach einem neuen Abenteuer

Im anschließenden Briefing erfuhren wir dann, dass sich der Plan schon wieder geändert hatte (auch der heutige Tag war nicht so vorgesehen), da die Wetterfront sich schneller auf das geänderte Zielgebiet zubewegt als erwartet. Wir fahren also wieder zurück und schauen uns erst etwas Anderes an.

Abendbrot – wieder ein Menü vom Sternekoch – und wir lernen immer mehr nette Zeitgenossen kennen, Wiener, Amis, Bayern…

22.07.2025 - Und wieder Eisbären und Walrösser

Noch total euphorisiert vom Zusammentreffen mit dem Eisbären am gestrigen Tag, zugleich etwas enttäuscht, dass wir am Nachmittag nicht an Land gehen konnten, weil ein unsichtbarer Eisbär dies verhinderte, wachten wir auf und waren voller Spannung, was der heutige Tag noch bringen konnte. Unser Glück schienen wir ja schon ordentlich verbraucht zu haben. Tja und so begann der Tag auch mit einer unangenehmen Nachricht, dass wieder ein Eisbär an der Küste gesichtet wurde, der Landgang deshalb ausfallen musste.
Die Crew um Sergey und dem Kapitän machte bereits Pläne, was es zu ändern gab, um den Tag bestmöglich zu gestalten. Ich nahm mir alle Zeit der Welt und beeilte mich nicht auf's Deck, um aus großer Entfernung einen weiteren Eisbären zu fotografieren.
Als aber die Durchsage kam, Eisbär nähert sich einer Walrosskolonie, tja, da hieß es, alles stehen und fallen lassen und rauf auf Deck 4. Am Ufer spazierte der Eisbär in aller Ruhe in Richtung Walrosskolonie und keine Minute nach meiner Ankunft oben auf dem Deck, richtete er sich auf, stand auf zwei Beinen und schaute in Richtung der Walrösser.
Toma hatte schon vergeblich versucht, mich zu erreichen und meinte, ich hätte den stehenden Bären verpasst. Hatte ich zum Glück nicht. Der Bär hatte in der Zwischenzeit einen kleinen Bach überquert, der in die Bucht mündete und näherte sich zielstrebig den Walrössern.
Gleich würde es sich entscheiden, was passiert. Die Prognosen standen zu 50:50, dass er die Walrösser angreifen würde oder sich nicht traute.
Währenddessen machten die Walrösser überhaupt keine Anstalten, sich zu bewegen.
Es waren, soweit man es sehen konnte, alles ausgewachsene Bullen, die sich an Land zur Verdauung niedergelassen hatten. Keiner hob den Kopf, alle dösten vor sich hin. Wer sollte schon diesen immerhin bis zu 2 Tonnen wiegenden Fleischklöpsen mit den riesigen beeindruckenden Zähnen etwas anhaben können.
Doch der vielleicht ein Viertel davon wiegende Eisbär kam immer näher. Dann umkreiste er die Herde in wenigen Metern Abstand, ohne, dass sich etwas tat.
Die Taktik der Eisbären ist es, Herden aufzuscheuchen und zu warten, dass die Tiere sich doch ihr Gewicht bei der Flucht ins Wasser selbst erdrückten oder zumindest kurzzeitig außer Gefecht setzten, wenn ein Tier auf das andere plumpste.
Während der zweiten Umrundung hoben sich dann alle Köpfe der Walrösser und die langen weißen Zähne kamen deutlich zum Vorschein. Unser mutiger „kleiner“ Bär war nicht im Geringsten beeindruckt und brüllte, was wiederum die Walrösser kalt ließ.
Dann brachen doch einige Walrösser in Richtung Wasser auf und verschwanden. Die verbliebenen hatten nur wenige Meter bis zum rettenden Meer und lagen erst einmal rum. Der Bär machte keine Anstalten, eines der Tiere zu erlegen. Wahrscheinlich waren die gezeigten Zähne wohl ausreichende Argumente, sich nicht zu nähern. Eisbären vermeiden gewöhnlich das Risiko einer Verletzung.
Nur wenn sie verzweifelt sind, und sehr lange nichts gegessen haben, lassen sie sich auf so einen Kampf ein, möglichst mit noch nicht ausgewachsenen Tieren. Doch diese gab es hier nicht.
Der Eisbär gab also zu verstehen, dass ihn die Walrösser nicht mehr interessierten und fand am Strand Plastikabfall, mit dem er spielte. Die wohl ungefährlichere Option.
Dann begab er sich hinauf auf den Hügel und unser Schiff setzte sich in Bewegung.

Alle Billder der Begegnung des Eisbären mit den Walrössern

Eisbär fordert Walrosse heraus

22.07—02.08.25

30 Bilder1 Video

Keine Minute später kam Ab (nicht Up) unser holländischer Vogelexperte und rief, Wal auf der anderen Seite. Alles begab sich auf die andere Seite, wo dann die vielen Teleobjektive hektisch versuchten, den ab und zu auftauchenden Wal zu erhaschen.
Wie auch gestern, als der Landgang gestrichen wurde, so auch heute, wurde die Zeit mit einem interessanten Vortrag, heute über Polarbären, überbrückt.
Am Ende des Vortrages teilte uns Sergey mit, dass sie sich gemeinsam mit dem Kapitän entschlossen hatten, 77 Kilometer oder waren es Seemeilen weiter zu fahren, um Eisbären, die in größerer Zahl dort gesichtet wurden waren, uns zu zeigen.
Die Schiffe unterhalten sich ja, dürfen aber sich nicht über die Sichtung von Wildlife gegenseitig informieren. So sind es Gefahren, die fleißig per Funkt durch den Äther fliegen. Wir fliegen und fiebern jetzt diesen Gefahren mit großen Erwartungen auch entgegen.
Der Tag wird also wieder völlig anders verlaufen als geplant. Wie aufregend – exciting!
Mit 15 Knoten pflügen wir durch die Fjorde der Inselwelt, um zu dem uns empfohlenen Spot zu gelangen. Die Landschaft lässt an nichts zu wünschen übrig. Immer kann man jedoch nicht auf Deck 4 sein, um zu fotografieren, irgendwann muss man Essen, sich Aufwärmen und auch mal ein klein wenig entspannen.
. Es ist wie in jedem unserer Urlaube, und hier wird es auch noch so genannt, wir sind auf einer Expedition, entspannen ist im Programm nicht wirklich vorgesehen. Die Leute, die wir hier treffen sind fast alle weit gereist. Viele waren schon in der Antarktis, nicht wenige sogar mit dem gleichen Schiff.
Wir passieren Inseln, die fast alle mit Eis bedeckt sind, dass sich über Gletscherströme in den Fjord erbricht. Ab und zu kreuzen wir kleine Eisschollen, Vögel fliegen hin und her, tauchen vor dem Bug ab und gehen auf die Jagd.
Die Sonne scheint, fantastische Wolken schmücken den Himmel. Geht man ins Schiff muss man Essen. Das ist hervorragend. Frühstück und Mittagessen als Buffet, Abendbrot nach meiner Meinung immer ein Menü vom Sternekoch.
Wir kamen also so kurz nach 15 Uhr an der Stelle an, wo das Schiff für die nächsten Stunden ankern sollte und wir mit den Zodiaksauf Eisbärsuche gehen wollten. Doch der Anker hatte den Grund noch nicht erreicht, als die Guides schon mit der Nachricht kamen, Eisbären gesichtet. Zu Beginn waren es 4, dann 5 und am Ende 11
Eine unglaubliche Populationsdichte. Keiner der Guides, und es waren alle unglaublich erfahrene Arktisfahrer, hatte eine solche Zahl von Eisbären je an einer Stelle gesehen.
Es muss wohl ein großer Kadaver die Bären angelockt haben.
Alle verhielten sich ruhig. Einer der Bären grub ein Loch im Schnee und fraß. Fast alle Eisbären hatten blutige Köpfe.
Unter den Bären war auch eine Mutter mit zwei jungen Eisbären, die aber in sicherer Entfernung auf dem Hang in einem Schneefeld auf ihre Chance, von dem Kadaver etwas abzubekommen, wartete.
Es war eine ganze Menge Bewegung unter den Eisbären, aber alles verlief friedlich, da, wie uns die Guides erklärten, genug zu Fressen vorhanden war.
Der Kadaver muss wohl im vergangenen Winter oder Herbst angespült worden und im Winter eingeschneit erhalten geblieben sein. Tja, unglaublich aber wahres Erlebnis Nummer 3.

Hier noch vile schöne Bilder von dem Erlebnis mit den 11 Eisbären.

Zodiyakfahrt entlang der Küste

Nach der Zodiakfahrt und deren Verladung setzte der Kapitän wieder unter Volldampf in Richtung Vogelfelsen, einer Basaltformation die im Abendlicht besonders reizvoll sein soll.
Zwischen 21 und 22 Uhr sollen wir dort eintreffen und werden zu so später Zeit noch einmal zu einer Zodiakfahrt aufbrechen. Da ist keine Zeit mehr danach den Bericht zu schreiben, deswegen schreibe ich schon jetzt.
Die restlichen Bilder von unterwegs:

Unterwegs zum Alkefjellet

22-23.07.25

18 Bilder

Das Schiff ankerte vor einer Front aus Basaltfelsen in deren Mitte sich ein Gletscher in das Meer ergoss. Dass hier viele Vögel nisten, wurde schon klar als wir uns dem Ankerplatz näherten.
ALKEFJELLET oder „Lumnenberg“ ist eine etwa 100 m hohe Klippe, bestehend aus einer mächtigen Basalintrusion die vor etwa 100-150 Millionen Jahren entstand. Hier ist eine der größten brüteten Kolonien von Dickschnabellummen zu Hause. Schätzungen liegen bei etwa 60.000 Brutpaaren, was dazu führt, dass die Klippe sehr geräuschvoll und aktiv ist. Haltet auch die Augen für Polarfüchse auf, die warten oft unter den Klippen darauf, eine Fressgelegenheit zu ergattern.
Ein reger Flugverkehr vom Ufer auf das Meer und zurück war zu beobachten.
Fast alles Lumen, die da zum Fischen auf das Meer flogen. Einige Möwen dabei, aber die schwarz-weißen Alkvögel dominierten das Geschehen.
Wir bestiegen die Zodiacs in der letzten Gruppe mit Sven. Sven macht hier Urlaub und arbeitet nebenbei als Guide (in der restlichen Zeit des Jahres hat er einen festen Job).
Wir näherten uns den Felsen und der Flugverkehr nahm zu. Die Trottellummen schwirrten über und um uns herum wie die Bienen in einem Bienenstock. Die Felswand ragte senkrecht am Ufer vor uns auf und die Basaltformationen gaben ihr noch den letzten Schliff für ein perfektes Aussehen.
Die Lummen nesteten überall. Jedes Fleckchen was nicht senkrecht war, wurde zum Nestbau/Brüten genutzt. An waagerechten Balkonartigen schmalen Absätzen drängelten sich die Vögel und saßen dicht an dicht und selbst wenn man schon dachte, da ist kein Platz mehr, landete doch ein Vogel in dem Spalt und die anderen rückten noch enger zusammen.
Es müssen Tonnen von Fisch hier jeden Tag aus dem Meer geholt werden, um den Hunger der Jungen zu stillen, und auch die Eltern müssen ebenso essen. Die Aufzucht ist Chefsache, da muss der Mann ran, sobald die Lumme aus dem Ei geschlüpft ist.
Das wirklich beeindruckenste Spektakel findet aber hier erst im August statt, wenn die Neugeborenen mit einem Sprung das Nest verlassen und aus großer Höhe auf das Wasser klatschen oder auf den nächsten Felsen unter dem Nest und dann weiter rollen, bis sie das Wasser erreichen, wo sie dann der männliche Altvogel aufzieht. Das ist die Zeit der Möwen und aller anderer Raubvögel, die sich einen Teil der Jungvögel holen und fressen. Etwa 80% der Jungvögel überlebt den Sturz ins Meer, wobei so gut wie keiner durch den Aufprall oder Fall überhaupt ums Leben kommt.
. Es sind die Raubvögel, die größten Feinde der Jungvögel. Doch bei 60-80.000 brütenden Paaren überleben doch noch viele der Vögel. Sie legen übrigens nur ein Ei, wahrscheinlich aus Platzgründen und das Ei hat eine spezielle Form, die ein wegrollen und den Fall des Eis von den Klippen verhindert. Übrigens halten sich in der Felswand nicht nur brütende Vögel auf. In etwa noch einmal die gleiche Anzahl von Vögeln ist hier ohne der Fortpflanzung nachzukommen anwesend. Eine riesige Partnerbörse. (wer weiß?)
Wir fuhren sehr langsam entlang der Wand, über uns schossen die Lummen hin und her. Ab und zu gab es auch Streitigkeiten, die sehr heftig im Wasser ausgetragen wurden. Und das gleich neben dem Boot, unsere Anwesenheit störte die Streithähne überhaupt nicht. Und es ging dabei ordentlich zur Sache, bis der eine der Vögel das Weite sucht. Unter den tausenden Alkvögeln (die Überordnung der Lummen) waren auch einige Gryllteiste. Sie waren etwas kleiner als die Lummen mit einem weißen Fleck auf dem Rücken und knallroten Beinen.
Viele weitere Bilder von dem Kampf der beiden Gryllteisten direkt vor unserem Schlauchboot

Kampf zweier Gryllteisten

23.07.25

15 Bilder

Da es außer dem Staunen und nach oben schauen, nicht viel weiter zu tun gab, versuchte ich die Lummen von vorne im Flug zu fotografieren. Die Möglichkeiten dazu waren ja fast unbegrenzt, was bei der Schwierigkeit der Aufgabe auch notwendig war, denn wenn die Eintritts-Wahrscheinlichkeit gegen Null geht, muss die Anzahl der Versuche gegen unendlich laufen, damit man Ende ein positives Ergebnis hat, also ein schönes Bild
Ich war ganz zufrieden mit der Ausbeute an Bildern, wobei ich die überwiegende Zahl der Bilder von den kämpfenden Lummen gemacht habe.
So ziemlich am Ende der Felswand, sprudelte ein Wasserfall vom Gletscher zum Meer hinab. Sehr schön.
Es war schon fast Mitternacht, als wir zurück zum Schiff fuhren. Im Nord-Westen sah man zum ersten Mal im Urlaub so etwas wie eine Sonnenuntergangsstimmung (goldene Himmelsfärbung). Zurück an Bord – schnell ins Bett.
Hier eine Auswahl der Bilder vom Alkefjellet

Vogelfelsen am Alkefjellet

22-23.07.25

58 Bilder

23.07.2025 – Massenwandern und entlang am Gletscher mit dem Zodiak

Wir hatten uns für den harten Hike angemeldet. Und das erste, was nach dem guten Morgen unser Ohr erreichte, war die Nachricht, dass aufgrund der Wetterbedingungen, es war Nebel und Wolken in den Gipfel der Berge, der schwere HIke ausfällt.
Wir mussten mit den mittelschweren Hikern gehen. Ausschiffen, kurze Fahrt zum Ufer und sogleich wurden wir als letztes Zodiak absorbiert in der Masse der roten Anoraks. Wir waren als Deutsche der dritten Gruppe zugeteilt. 80 Mann hatten sich für die mittelschwere Wanderung entschieden.
Nach einer Einweisung, dass wir zusammenbleiben sollten, folgten wir der ersten Gruppe den Berg hinauf. Allmählicher Anstieg. Doch schon nach 20 Metern lagen die ersten auf dem Boden und fotografierten die Kompassblumen, eine Art Kissen mit violetten kleinen Blümchen.
Als wir uns dem Zodiak, dem Strand näherten, habe ich von weitem gedacht, wer denn die Steine alle pink gestrichen hat. Die Büchel der Kompassblumen ergaben ein Bild von gefärbten Steinen, die den Weg markierten.
Als ich mich 10 Meter von der Gruppe entfernt hatte, gab es den ersten Rüffel. Es hätte doch ein Bär kommen können und mich fressen. Vor uns aber liefen da schon 30-40 Mann auf demselben Weg und hatten die Stelle ohne gefressen werden passiert. Nach einer Viertelstunde hatten wir die maximale Höhe (ich würde schätzen nicht mehr als 40 Meter über dem Meeresspiegel erreicht (nicht einmal die halbe Höhe der Halde in Herten).
Wir hielten natürlich wieder an und es gab nützliche Informationen über Flora und Fauna der arktischen Inselwelt. Noch einmal die gleiche Strecke und wir hatten das Ziel erreicht. (Wir waren keinen Kilometer auf unserer mittelschweren Wanderung gegangen.)
Der fakultative Teil folgte- Aufstieg auf einen 15 Meter hohen Berg unter strenger Aufsicht der Guides, die uns mit ihren Gewehren immer gut bewachten.
Unterwegs kamen wir an dieser Fuchsfalle vorbei, die vor vielen Jahren von den Jägern und Fallenstellern genutzt wurde.
Die Aussichten und Fotomotive waren extra-ordinary. Berge, Meer, Gletscher, ein Segelschiff in der Bucht, unser Expeditionsschiff und für den passenden Vordergrund auf den Fotos sorgten die wunderschönen farbigen Blumen.
Und dann überall rote Punkte. Man musste sich schon in Geduld fassen, wenn man ein Foto ohne roten Punkt machen wollte
Man könnte sagen die absolute Höchststrafe für mich in dieser unglaublich fotogenen Gegend an 80 Mann mit roten Parkern, 20 von den 100 hatten den Beach als Aufenthaltsort für den Vormittag bevorzugt, gekettet zu sein.
Auf der anderen Seite der Bucht hatten wir zur rechten den Blick auf einen sehr breiten Gletscher und weiter links Berge in den Wolken, geschichtet, mit Gletschern die zwischen den Wolkenschichten hindurchschimmerten, davor aber noch die intensiv blau-graue mit Eisschollen gespickte Wasserfläche. Einfach nur irre schön.

Raubmöwen

sind große Vögel von möwenartiger Gestalt. Sie haben einen kräftigen Schnabel, dessen Spitze gekrümmt ist. Die stämmigen Beine enden in Füßen mit voll entwickelten Schwimmhäuten und scharfen Krallen. Die Flügel sind lang, schmal und am Ende spitz zulaufend. Sie ermöglichen einen wendigen und schnellen Flug, der den von Möwen an Geschwindigkeit und Beschleunigung übertrifft. Auffällig im Vergleich mit den Möwen ist auch das dunklere Gefieder, das womöglich beim Anschleichen an Beute der Tarnung dient. In der Regel sind die großen Raubmöwen einfarbig braun gefärbt, die kleinen dunkelgrau mit helleren Brust- und Kopfpartien. Ausgeprägt ist aber bei fast allen Arten der Polymorphismus, das heißt innerhalb einer Art gibt es dunkle und helle Morphen.
Vom höchsten Punkt unseres Spazierganges konnten wir die Raubmöwen beim Fliegen beobacgten.
Raubmöwen sind Opportunisten mit einem sehr breiten Nahrungsspektrum. Am bekanntesten sind sie wohl für den Kleptoparasitismus, aber sie betätigen sich auch als Fischjäger, Eierdiebe, Aas- und Pflanzenfresser und erbeuten junge wie ausgewachsene Vögel. Kleptoparasitismus bezeichnet das Stehlen von Nahrung von anderen Vögeln. Diese werden angegriffen, damit sie ihre Beute fallen lassen oder auswürgen. Die kleineren Raubmöwen der Nordhalbkugel attackieren dabei vor allem Möwen, Seeschwalben und Papageitaucher, die Große Raubmöwe auch Basstölpel und Trottellummen. Die Angriffe erfolgen entweder durch Verfolgungsjagden oder durch Überraschungsangriffe im Sturzflug.

Sie sind wirklich exzellente Flugkünstler.
Kurz bevor wir die Kodiaks erreichten, landete eine Raubmöwe direkt vor uns, setzte sich ins Gras und beobachtete von diesem leicht erhöhten Punkt die Bucht. Hier gelangen mir doch noch ein paar Fotos.
Das Thema der Anlandung war die Texas Bar, eine Hütte gebaut von einem der bekanntesten Jäger auf Spitzbergen, die früher im Winter auf Fuchs- und Eisbärjagd gegangen waren und dafür möglichst ein weitverbreitetes Netz an Unterkünften benötigten. Für uns gab es dort, Wodka oder Apfelsaft.
Texas Bar, ein historischer Ort unserer Spitzbergen-Touren, der aber gerne von den Guides und den Gästen falsch interpretiert wird. Gebaut 1927 von den Trappern Hilmar und Martin Nøis, die diese Hütten hauptsächlich für die Jagd und Forschung nutzen, nicht als eine Bar.
Mittagessen, und das Schiff setzte sich sehr, sehr langsam in Bewegung.
Mir schien es in die falsche Richtung. Als ich nach dem Essen meine Go-Pro reinholte, stand die Sea-Spirit gefühlt vor dem Gletscher.

Idabreen

ist ein Gletscher auf Spitzbergen, genauer gesagt im Woodfjord und eine Abzweigung des Liefdefjord im Norden von Svalbard. Er ist bekannt für seine Lage in einer arktischen Umgebung und als Teil des Lebensraums von Eisbären.
Am Nachmittag war jedoch eine Wanderung im Nebenfjord geplant, und wir waren weiter in die Sackgasse hineingefahren. Ich fragte Ayko an der Rezeption. Dort hin schon das neue Programm. Operative Plananpassung – wir wandern nicht, wir fahren mit dem Zodiak ganz nah an den Gletscher heran.
Das passierte dann auch gegen 15.30 Uhr. Die Zodiakfahrten erscheinen mir immer sehr entspannt. Wir haben immer ausreichend Zeit, uns die Gegend anzuschauen.
Silvia erklärte viel über den vor uns liegenden Gletscher, wir fuhren auch ordentlich nah ran. Da der Gletscher riesig ist, ist der Eindruck eh da, dass wir direkt vor ihm wären, obwohl uns mindestens 300 Meter nach objektiver Messung stets von der Abbruchkannte trennten.
Den Gummibooten machte es im Übrigen nichts aus, über die Eisschollen zu fahren oder durch Eisgrieß.
Zum Recap (wie immer findet der 18.30 Uhr statt) eröffnete uns Sergey die Planänderung für morgen, bzw. heute Abend. Wir müssen weiter und können uns nicht mehr vor dem stürmischen Wetter verstecken, da wir sonst auf etliches im weiteren Verlauf der Reise verzichten müssten.
Also fahren wir jetzt hinaus auf das offene Meer. Es schaukelt und die Wellen schlagen mit Wucht gegen das Schiff. Ich kann nicht sagen, ob das heftig ist, aber das Schiff schaukelt ganz schön, Toma geht es trotz Tablette nicht besonders gut (sie schläft schon). Der Plan ist so weit wie möglich in der Nacht, also bis morgen gegen 10 Uhr, nach Osten zu fahren, wo es laut Wetterbericht weniger Wind gibt, uns sozusagen hinter dem Packeis zu verstecken.
Alle teuren Geräte sind gesichert, nur wir könnten noch bei allzu starkem Schaukeln aus dem Bett fallen. Und dort gehe ich jetzt hin.
Gute Nacht

24.07.2025 Auf der Suche nach dem Eis

Wir haben die Nacht durchgeschlafen, obwohl das Schiff schon ordentlich geschaukelt hat. Aufgewacht sahen wir aus dem Fenster schon eine sehr schmale Eiskante am Horizont. Als wir auf die digitale Karte auf dem Bildschirm neben der Rezeption schauten, wo die zurückgelegte Route des Schiffes immer aktuell angezeigt wird, befand sich unser Schiff schon viel weiter nördlich als Spitzbergen.
Im Wake-up-call informierte Sergey, dass wir seit geraumer Zeit oberhalb des 80-zigsten Breitengrades kreuzen und uns der Packeisgrenze nähern. Frühstück, ein Vortrag über Eis, Packeis, … und den Klimawandel auf unserem Planeten am Rande, beziehungsweise die Auswirkungen auf das Leben der Eisbären. Die Vorträge sind eigentlich immer hörenswert. Wir fahren nun an der Eisgrenze entlang, aber es ist dünnes Eis, wahrscheinlich zu dünn, um das Gewicht eines Eisbären auszuhalten.
Das arktische Meereis ist für das Klima der Erde von entscheidender Bedeutung und bedeckt den Arktischen Ozean und die umliegenden Meere. Es breitet sich im Winter aus und zieht sich im Sommer zurück, was das globale Wetter und die Meeresökosysteme beeinflusst. Dieses Eis reflektiert das Sonnenlicht und reguliert die Temperatur des Planeten. Aufgrund des Klimawandels nimmt das arktische Meereis rapide ab. Im Winter 2022-2023 lag die maximale Ausdehnung bei 14,62 Millionen Quadratkilometern, während das Sommerminimum bei 4,87 Millionen Quadratkilometern lag und damit den Trend vom weiteren Rückgang fortführt. Der geringste Ausdehnung war mit 3.41 Millionen Quadratkilometern im September 2012
Die Situation änderte sich nicht bis zum Mittagessen und auch nicht danach. Ich sitze in der Bibliothek, die sich an die Bar anschließt, und schreibe, um die Zeit zu nutzen. Ein wenig Erholung von den äußerst aktiven Tagen seit Beginn der Reise tut gut.
Irgendwann am zeitigen Nachmittag entschloss sich der Kapitän, dann doch in das Eis zu fahren. Wir bewegten uns sehr langsam durch das Eis. Es waren flache Eisschollen.
Mitunter sahen wir Eis darunter Wasser und dann wieder Eis darunter. Große Eisschollen mit schöner gerader Bruchkante wechselten sich ab mit Gries, dann wieder ganz dünnes Eis.
. Nur an ganz wenigen Stellen waren einige „Eisberge“, die von Packeis stammten. Das Problem wie mir später Sergey erklärte, war, dass der Wind aus dem Norden kam, es in der Nacht kräftig geweht hatte und die Eisflächen auseinandergetrieben hat und immer noch tat.
Wir waren auch nicht durch das Eis gefahren, das Eis hatte der Wind gegen das Schiff gedrückt, das Schiff stand (ohne den Anker geworfen zu haben). Wahrscheinlich wurde es sogar vom Wind mit dem Eis bewegt.
Gestern Abend hatte das Schiff eine ganze Zeit Schieflage, hervorgerufen durch die Kraft des Windes. Heute sahen wir im Wesentlichen Grau, Blaugrau und Weiß-Grau, Dunkelgrau. Ganz in der Ferne wurde eine Robbe gesichtet, wir haben sie nicht zu Gesicht bekommen.
Raubmöwen waren eine willkommene Abwechslung. Die Zeit wurde mit Vorträgen gefüllt. Einer über Vögel, der zweite über Eisbären, ein Film mit automatischen Kameras gedreht. Sehr schön gemacht. Ein Schachpartner hat sich in der Zwischenzeit auch gefunden, wenn zu langweilig wird.
Naja, nach einem so voluminösen Beginn der Reise war es schon nicht leicht, Erlebnisse gleichen Maßstabes wieder hinzuzaubern. Das Eisspringen fiel auch dem Wetter zum Opfer. Die Wassertemperatur war zwar akzeptabel, da die Lufttemperatur aber unter null war und durch den Wind gefühlt sogar minus sieben Grad, wurde das verrückte Event auf später verschoben.
In Kürze haben wir Recap und das Briefing für morgen, wahrscheinlich mit der Bekanntgabe einer erneuten Planänderung. Mal sehen, ob es wieder spannend wird.
81.34 war unser nördlichster Punkt, lernen wir gerade im Recap.

25.07.2025 Im Wind

Das Schiff schaukelt. Die Wellen klatschen gegen die drei Bullaugen unserer Kabine. Mit leichter Schräglage, hervorgerufen von einer steifen Brise (38 Knoten laut Durchsage), durchqueren wir die nördlichen Breiten unserer Erde. Die vorherrschende Farbe außerhalb des Schiffes ist hell grau. Die Stimmung ist leicht gedrückt. Die, die es nicht gut vertragen, den Wellengang, das Rollen des Schiffes in mindestens zwei Richtungen, haben sich in ihre Kajüte zurückgezogen. Toma ist jetzt eingeschlafen. Vor kurzen haben wir noch gemeinsam zu Mittag gegessen, und sie war voller Freude, dass die Tabletten sie vor dem Schlimmsten bewahrt haben. Doch während der Einnahme des Desserts wurde sie bleich, und wir gingen zur Sicherheit ins Zimmer. Der Speisesaal war nur zur Hälfte gefüllt und nicht mehr alle Paare aßen gemeinsam.
Kvitøya, oder "White Island," ist die nordöstlichste Insel Norwegens, der Inselgruppe Spitzbergens. Von den 705 Quadratkilometern der Insel, bedeckt das Eis des Kvitøyjøkulens 682 km², so dass die Insel fast vollständig von Eis bedeckt ist.
Kwitoria haben wir aus der Ferne gesehen, die weit nördlich gelegene Insel mit ihrer weißen Decke. An ein sich Nähern oder gar eine Zodiakfahrt, wie geplant, war nicht mal im Traum daran zu denken.
Man kommt sich vor wie in den Spielen mit einer Kugel, die in einem Labyrinth mit Ausbalancieren zum Ziel gebracht werden muss. Die Kugel ist man jetzt jedoch selbst und der Kapitän versucht gleichzeitig 100 Passagiere durch das kluge Manövrieren in die Kabinen zu bringen. Wenn die Wellen noch höher werden, glaube ich, dass es ihm gelingen wird. Nur wenige sind in der Bar oder den Aufenthaltsräumen. Außerhalb des Schiffes befindet sich niemand mehr. Vor dem Essen habe ich einen Versuch gemacht, ein paar Wellen fotografiert, gefilmt und wurde hin und her geschubst auf dem nassen Untergrund. Als die Linse und die Kamera nass genug waren, habe ich dieses Unternehmen abgebrochen, nicht aber ohne am Bug des Schiffes gewesen zu sein, wo ich mich an der Wand entlangschlich, da der Wind und der Seegang hier einen Aufenthalt de facto unmöglich machten. Mit hohem Adrenalinspiegel erreichte ich die rettende Tür ins Innere des Schiffes. Nach dem letzten Kraftakt des Türöffnens hatte mich das Schiff wieder in seinem molligen Bauch und ich genoss die Wärme und Trockenheit, den Komfort, der uns geboten wurde.
Unser junger Fotograf (Alex, Engländer, 34 Jahre alt) hielt einen schönen Vortrag über Bildkomposition. Der zweite Vortrag heute, der erste war von Elo, wie sie einen Monat mit dem Kajak im Osten und Süden Grönlands allein unterwegs war. Wirklich beeindruckend. Wie Silvia (Stellvertretende Expeditionsleiterin), die einen Winter in Spitzbergen in der Wildnis zugebracht hatte und den Atlantik mit dem Segelschiff überquert hatte, eine unglaubliche Willensleistung. Man muss schon etwas verrückt sein, um hier einen Job auf der Sea Spirit zu bekommen (scheint mir). Und als Passagier muss man schon die halbe Welt bereist haben, sonst ist man ein Außenseiter.
Und so verging der Tag. Wir erfuhren heute Abend, dass der Kapitän die Stabilisatoren herausgenommen hatte, da wir durch wenig kartographierte Gewässer fuhren, die sehr flach waren. Um kein Risiko einzugehen, die Stabilisatoren zu beschädigen, rollte das Schiff ganz ordentlich.
Als alle nach dem Mittagessen eingenickt waren, kam die Durchsage, dass Evgeny gegen 15 Uhr einen Vortrag über das sowjetische Paradies auf Spitzbergen halten wird. Es ging um Pyramida, eine Bergbausiedlung, die die Sowjetunion als Aushängeschild im kalten Krieg hergerichtet hatte. Ein spannender Vortrag. Das Schaukeln ließ immer mehr nach, als wir um die Ecke bogen, also in den Windschatten der Insel nach Süd-Osten.
Und plötzlich kam die völlig unerwartete Durchsage, dass wir heute noch an der längsten Gletscherkante der Welt eine Zodiakfahrt unternehmen würden. Wir erreichten einen geschützten Ankerplatz der Wind war unter 20 Knoten und alle sprangen in die Schlauboote. Die fast zwei Tage ohne Aktivität hatte doch Spuren hinterlassen, die nur durch neue Abenteuer getilgt werden konnten.
Vor unserem Ankerplatz schwammen mehrere Walrosse im Wasser, die wir hofften von den Zodiaks noch näher zu sehen. Doch erst einmal ging es entlang des 160 kilometerlangen Gletschers.
Über uns fantastische Wolkenformationen, am Horizont noch die dunklen Wolken des Unwetters, dem wir gerade entkommen waren.
Als wir uns am Gletscher satt gesehen hatten, auch ab und zu einmal einen Abbruch von Eis beobachten konnten, machten wir uns auf die Suche nach den Walrössern.
Als wir sie gerade gespottet hatten, kam per Funk vom Schiff die Ansage, dass der Wind aufgefrischt hat und am Platz, wo das Schiff lag bereits 38 Knoten gemessen worden waren.
Die Konsequenz kam sofort auch mit, wir wurden zur Heimkehr aufgefordert. Auch wir hatten schon bemerkt, dass die Wellen zugenommen hatten. Eine Robbe sahen wir noch, aber dann ging es in Richtung Schiff. Alles wurde wasserdicht eingepackt, denn bei der zügigen Rückfahrt spritzte dann doch das Wasser über Bord. Als wir das offenen Meer erreicht hatten, das Schiff war vielleicht noch 2 Kilometer entfernt, erreichte uns die Durchsage, dass der Wind jetzt 50 Knoten am Schiff erreicht hatte. Das ist schon ein Sturm und nicht immer gelingt es, bei solchen Windgeschwindigkeiten vom Zodiak an Bord zu gehen. Wasser spritze jetzt schon in ordentlichen Mengen ins Boot und wir wurden nass. Die Jacke und die Regenhosen konnten das aber gut ab.
Schlussendlich erreichten wir das Schiff, stiegen sicher aus und waren glücklich und froh, auch dieses Abenteuer ohne Blessuren überstanden zu haben.
Wie Sergey im Recap nach dem Abendessen erklärte, hatten uns katabatische Winde überrascht, die schwer vorauszusagen sind. Aber wir hatten riesen Glück, dass wir das kurze Zeitfenster, der relativen Windstille, für einen Ausflug genutzt hatten.
Katabatischer Wind - Aus der Wikipedia
Ein katabatischer Wind (Griechisch: katabatikos – herunterfließend) ist ein kalter ablandiger Fallwind. Zu den katabatischen Winden zählen
• die Bora an der Adriaküste,
• der Mistral im Rhone-Tal,
• der Reshabar im Süden des Kaukasus,
• der Williwaw[1] bei den Aleuten,
• der Elvegust der norwegischen Fjorde,
• der Piteraq in Grönland,
• der Joran am Schweizer Jurasüdfuss[2] und
• der Böhmwind in Deutschland und Österreich.
Gletscherwinde gehören ebenfalls zu den katabatischen Winden.
Ein katabatischer Wind entsteht in der Regel als Folge einer stabilen Atmosphärenschichtung (potentielle Lufttemperatur nimmt mit der Höhe zu) unter der Einwirkung der Gravitation (vertikal abwärts gerichtete Kraft) und eines Druckausgleichs mit wärmerer Luft (horizontal auswärts gerichtete Kraft). Bei größeren Flächen, zum Beispiel den Küsten der Antarktis, ist auch noch der Effekt der Corioliskraft von Bedeutung.
Über der Eisfläche eines Hochplateaus, eines Gebirges oder eines Gletschers kühlt sich Luft ab, so dass ihre Dichte zunimmt. Als Druckausgleichsströmung mit der wärmeren Umgebung entsteht der kalte, katabatische Fallwind. Katabatische Winde spielen eine wesentliche Rolle bei der Bildung von antarktischem Meereis und damit der Entstehung von antarktischem Bodenwasser sowie bei der Entstehung von küstennahen Polynjas (Öffnungen im Meereis). Das Phänomen ist vor den ausgedehnten Schelfeisfeldern im Ross-Meer und im Weddell-Meer besonders ausgeprägt.
Die katabatischen Winde der Antarktis können Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreichen.
Der Föhn gehört nicht zu den katabatischen Winden, da es sich beim Föhn um einen warmen Wind handelt. Sein Antrieb kommt nicht direkt aus der Gravitation.
Generell sind katabatische Winde für die Meteorologie relativ schwer vorherzusagen, da neben den oben genannten Antrieben auch die Orographie, Reibung und Luftmischung an Grenzflächen berücksichtigt werden muss.

26.07.2025 Walrosse, Wasserfälle, Polarplunge

Wir nehmen wieder Fahrt auf. Die Aktivitäten füllen den Tag. Die kleine Ruhepause während der Suche nach dem Packeis ist vorbei.
Brasvellbreen Gletscher ist der südliche Teil des Austfonna-Eisschildes. Zusammen mit dem benachbarten Vegafonna-Eisschild ist es ungefähr 8450 km² groß und damit eines der größten Gletschersysteme außerhalb von Grönland und der Antarktis. Im Jahr 1938 machte Bråsvellbreen einen Sprung von mehreren Kilometern nach vorn, woran heute noch sein Name erinnert: “Brå” = plötzlich, “svell” = anschwellen
Das Schiff fährt entlang der längsten Eiskante der Arktis. Die Eiskante ist zwischen 20 und 40 Meter hoch und wird manchmal nur kurz von Küstenabschnitten unterbrochen, wo der Gletscher es nicht mehr bis zum Wasser geschafft hat und die Fläche nun arktisches Wüstengebiet ist.
Heute sollten wir wieder an Land gehen, Walrosse schauen. Wir waren in der letzten Gruppe, die erst später losfuhr, dann im Zodiak sich vom Wasser her der Walrossgruppe näherte.
Der Hintergrund vom Wasser aus war sehr schön, die einzuhaltende Entfernung jedoch größer und in dem schwankenden Zodiak war es wie immer schwer, die Kamera ruhig zu halten.
Es waren Weibchen mit wenigen Jungen, wahrscheinlich in diesem Jahr geborenen.
Vom Zodiak ging es direkt an Land. Nach wenigen Metern Anmarsch am Strand erreichten wir die Stelle, von der wir die Walrösser fotografieren konnten.
Es war ausreichend Zeit vorhanden und viele nutzten diese gar nicht und gingen freiwillig zum Zodiak zurück, um sich zum Schiff bringen zu lassen.
Wenn bei den Walrössern nichts los war, fotografierte ich die Seeschwalben, die hier am Ufer auf Fischjagd waren, um ihre Jungen zu füttern.
Zweimal gelang es mir, den Moment des Eintauchens ins Wasser zu fotografieren. Da der Autofokus wirklich automatisch funktionierte, musste ich die Seeschwalbe nur im Sucher behalten.
Selbst das war jedoch bei den fulminanten Flugmanövern keine triviale Aufgabe.
Ein junges, noch ganz schwarzes, Walross kletterte auf den Rücken der weiblichen Walrösser herum. Es entstanden einige schöne Videos und Fotos.
Auf dem Rückweg kamen uns dann noch ein paar Walrösser entgegen, schwammen auf uns zu, neugierig uns zu sehen.
Mittagessen und Relocation des Schiffes entlang der langen Abbruchkante des Gletschers in Richtung Süden.
Das Ziel / der Sinn war bis zu den Wasserfällen zu fahren, die von der oberen Gletscherkante ins Polarmeer stürzen.
Der erste Wasserfall war trocken und wir setzten die Fahrt fort, bis wir endlich dieses faszinierende Schauspiel vor Augen hatten.
Damit wir es nicht vergessen, machten wir an dieser Stelle ein Gruppenfoto von alle Passagieren vor den in die See stürzenden Wassermassen.
Doch noch bevor wir am ersten Wasserfall waren, ich verließ gerade die Bar, passierten wir Eisschollen auf denen Walrösser sich ausruhten.
Ich glaube sogar ein junges Walross gesehen zu haben. Unsere Guides hatten es schon aufgegeben und wollten mir gar nicht glauben, dass es Walrösser waren, da sie die ganze Zeit nur dreckiges Eis gesehen hatten und sich davon genarrt fühlten.
Die nordöstlichste Insel von Spitzbergen hat die 4 größte Eiskappe der Welt. Deswegen haben wir auch gestern die kalten Winde erlebt, die ein großes Gebiet von zusammenhängender Eismasse voraussetzen.
Die Wasserfälle waren schon sehr speziell. Von Schiff aus konnten wir sehen, dass das Wasser aus einer Eishöhle kam und nicht aus einem See, sondern der Gletscherfluss unterirdisch floss, unter dem Schnee und Eis des Gletschers und dann sich herabstürzte.
Auch wenn ich gern noch geblieben wäre, aber heute stand noch der Polarplunge auf dem Programm.
Ein unwahrscheinlich populäres Ereignis unter den Reisenden, ein Hype, der für mich völlig unverständlich war. Der Polarplunge wurde gerade durch den Bordfunk ausgerufen, und wenige Sekunden später war der Vortragsraum schon voll mit Alt und Jung, mit Chinesen, Deutschen und allen Nationen in einheitlichem Look.
Alle hatten ihren Bademantel an, den es hier an Bord gab und alle fieberten den Sprung ins 2 Grad warme Wasser entgegen. Und fiebern war wohl eine vorbeugende Maßnahme gegen den Temperaturschock, den der Körper der Mutigen (oder Verrückten?) sogleich ausgesetzt sein wird.
Der Sprung erfolgte vom Rand eines Zodiaks. Die Verweilzeit im Wasser war nicht länger als eine Minute. Alle Mutigen erklommen glücklich die Leiter und die Haut brannte.
Die wichtigen Bilder vom heutigen Tag

Wasserfälle vom Gletscher ins Meer

27.07—02.08.25

15 Bilder

Vögel in der Luft auf Jagd

26.07.25

21 Bilder

Walrösser im Wasser

26-27.07.25

7 Bilder

27.07.2025 Zodiak am Morgen, Landgang am Nachmittag

Ein ganz normaler Morgen. Wir hatten geplant, am Cape Lee an Land zu gehen. Da hier nur 39 Personen gleichzeitig an Land sein durften, war ein komplizierter Ablauf geplant, damit jeder Gast in den Genuss des Landgangs kommen würde.
KAPP LEE ist eine kleine Halbinsel, die sich bis zum nord- westlichsten Kap von Edgeøya ausdehnt. Das Kap ist für seine historische Ausbeutung durch die pomorischen und norwegischen Jäger bekannt. Die Überreste der ersten pomorischen Jagdstation stammen aus dem 18. Jahrhundert. Die Knochen verschiedener Tiere liegen noch immer ausgebleicht verstreut in der Tundra herum. Zudem kann man einen Walross Friedhof aus dem 17. Jahrhundert am nördlichen Teil der Hütte finden. Die Pomoren wurden von norwegischen Trappern verfolgt, die oktagonale Hütten gebaut haben, welche schließlich für die Eisbär- und Fuchsjagd genutzt wurden. Heute kann man hier gut Walrosse und Rentiere beobachten.
Ein einzelner Eisbär machte alle Pläne zunichte. Ist ein Eisbär an Land, ist der Landgang aus Sicherheitsgründen nicht möglich.
Schade. Hier gab es Rentiere, Walrösser, … Sergey informierte über Planänderung Nummer ???. Die Alternative, mit den Zodiak die Naturwelt Spitzbergens zu erforschen, war Gott sei Dank gegeben. Der Wind hielt sich in Grenzen und so fuhren wir alle mit den Schlauchboten hinaus, auf die Küste zu.
Vor uns lag ein sehr schmaler Streifen am Strand/Ufer dann stieg die Landschaft steil an. Auf den Hängen grasten drei Rentiere. Der Hang ging nahtlos über in Fels und die Eis-/ Schneekappe der Insel lag im Dunst darüber. Die Rentiere waren nicht domestiziert und sahen auch ein wenig anders aus als in Inari bei unserer Schlittenfahrt mit den Rentieren.
Als wir auf das Dorf zufuhren (zwei Hütten, die früher einmal den Jägern/Meteorologen) Unterschlupf gewährt hatten), sahen wir in der Dorfmitte, also direkt vor den beiden Holzhäusern, eine Walrosskolonie.
Einige der Tiere waren auch im Wasser und obwohl sie fast durchgängig faul rumlagen, etwas zu beobachten gab es immer. Es entstanden wieder eine Unmenge an Fotos.
Losreißen konnten wir uns davon nur, als über das Walkie-Talkie die Information kam, dass der Eisbär sich bewegt, richtig verstehen konnte man die Nachricht nicht. Die noch vor den Walrossen verbliebenen Boote gaben also alle Gas und fuhren Richtung Eisbärenbucht. Als wir ankamen sahen wir eine ganze Menge Rentiere aber den Bären nicht. Erst als wir uns von der Küste wegbewegten, kam er oben auf einem Plateau in unser Sichtfeld. Faul auf dem Gras liegend präsentierte er sich uns.
Die ganze Aktivität des Bären beschränkte sich auf das Heben und Senken des Kopfes. Fotografieren war eh fast unmöglich, da ziemlich langgestreckte Wellen, das Schlauchboot immer am Schaukeln hielt. Die Wellen brachten Tomas Vestibularapparat wieder ganz schön durcheinander.
Rückfahrt und vor dem Schiff tummelten sich in der Strömung eine Vielzahl von Möwen und Seeschwalben. Sie waren auf der Jagd und tauchten direkt vor uns ins Wasser ein. Da wir noch etwas warten mussten, bis die Boote vor uns ausgeschifft waren, gelangen in der Zeit noch einige schöne Aufnahmen.
Die Seeschwalben standen den Möwen nicht nach.
Mittagessen, Mittagsruhe, Umsetzen des Schiffes…. und wir warten voller Spannung auf das Nachmittagsprogramm.
Neue Bucht und diesmal war Gott sei Dank kein Bär in der Nähe. Wir konnten anlanden. Der Weg ans Ufer war kompliziert, viele Steine und flaches Wasser. Sascha navigierte sehr souverän durch die Wellen an den Strand.
Die Anlandestelle war blanker Fels, abgeschliffen von dem Gletscher, der in Sichtweite, nicht weit entfernt endete. Und obwohl der Gletscher sich erst vor ganz kurzer Zeit zurückgezogen hatte, hatten sich bereits Pionierpflanzen angesiedelt und sie blühten sogar, bzw. waren schon verblüht. Ja, der Sommer ist kurz und da gilt es für die Pflanzen schnell alles für den weiteren Fortbestand zu tun.
Vor dem schneebedeckten Hang der Insel erstreckte sich eine flache Sumpflandschaft mit kleinen Tümpeln, Bachläufen, Seen und die Gummistiefel waren ein Segen bei der Erkundung der Landschaft.
Überall verstreut auf der Fläche rote Punkte. Wir durften frei herumlaufen. Doch unsere Guides passten mit ihren Gewehren gut auf uns auf. Yaara stand an der alten Holzhütte, Ab an den Dinosaurierabdrücken eines Iguanodon.
Die Fußabdrücke vom Iguanodon auf einem Stein am Strand waren das absolute Highlight der Insel.


Wie entsteht ein Fußabdruck eines Sauriers?
Fossile Spuren von Fussabdrücken im Schlamm entstehen, indem sich in ihnen mit dem Wasser feine Stoffe ablagern (Sedimente), die durch Druck immer dichter werden und versteinern.
Wie entsteht ein Abdruck?
Ein Abdruck entsteht, wenn ein Gegenstand Druck auf einen verformbaren, meist feuchten Untergrund ausübt. Trocknet der Untergrund aus, oder wird er mit Sediment, zum Beispiel Lava, Erde oder Staub bedeckt, so bleibt die Form der Berührungsfläche des Gegenstandes mit dem Boden erhalten.
Iguanodon („Leguanzahn“) ist eine zur Gruppe der Ornithopoda gehörende Gattung der Dinosaurier aus der frühen Kreidezeit und der größte und bekannteste Vertreter der Iguanodontidae. Aufgrund der relativen Häufigkeit der Funde und einer angenommenen vergleichbaren Lebensweise spricht man beim Iguanodon und seinen Hadrosauridae-Verwandten oftmals von den „Kühen der Dinosaurierzeit“.
Entdeckung und Beschreibung
Fossile Knochen von Iguanodon sind die ersten sicher zuweisbaren Dinosaurierfossilien, die je gefunden wurden. Bereits im Jahr 1809 sammelte der Geologie-Pionier William Smith in der Gegend von Cuckfield in Sussex bei seinen Erkundungen der Geologie von Großbritannien unter anderem das Fragment eines großen Schienbeinknochens (Tibia) auf. Mehr als 150 Jahre lag das Stück weitgehend unbeachtet in der Sammlung des Naturkundemuseums in London und wurde erst 1970 als Überrest von Iguanodon identifiziert.
1822 entdeckte der Arzt Gideon Mantell in der gleichen Gegend mehrere Zähne des Tieres. Für die oftmals geschilderte Version, dass Mantells Frau die Stücke gefunden habe, während sie auf die Rückkehr ihres Mannes von einem Patienten wartete, gibt es hingegen keinen Beleg. Möglicherweise hatte Mantell von Smiths Funden erfahren und hat gezielt bei Cuckfield nach fossilen Knochen gesucht. Mantell erkannte sofort, dass es sich um den Zahn eines großen ausgestorbenen pflanzenfressenden Reptils handelte, veröffentlichte aber erst nach umfangreichen Recherchen 1824 die erste Beschreibung. Auf Grund der Ähnlichkeit der gefundenen Zähne mit denen der heutigen Leguane nannte er das Tier Iguanosaurus („Leguan-Echse“). Im folgenden Jahr gab er der Gattung den heute gültigen Namen.
Das Tier wurde zunächst einem Leguan ähnelnd auf vier Beinen laufend gezeichnet. Wenig später wurde aufgrund der Tatsache, dass die vorderen beiden Gliedmaßen deutlich kleiner sind als die hinteren, eine Känguru-artige Haltung und Fortbewegung auf den zwei Hinterbeinen postuliert, wobei der kräftige Schwanz als Stütze zum Einsatz kommen sollte. Erst im Jahr 2000 wurde die Bedeutung der Sehnenansätze an den Wirbelkörpern des Schwanzes erkannt, die darauf hindeuten, dass der Schwanz weniger beweglich gewesen sein muss als früher angenommen. Er wurde wohl meistens waagerecht gehalten und diente als Gegengewicht zum nach vorne gebeugten Rumpf, weshalb nun wiederum eine vierbeinige Fortbewegungsweise für wahrscheinlich gehalten wird, mit allenfalls kurzzeitigen Phasen schnellen Laufens auf nur zwei Beinen, beispielsweise bei der Flucht vor Feinden. Bekannt ist das Tier auch für seine Daumen, die die Form eines Dorns hatten und wohl als Waffe dienten. Der spitze Daumenknochen wurde anfänglich für ein Horn gehalten und bei den ersten Rekonstruktionen auf die Nase platziert.
Das 8 m lange Tier war aufgerichtet 5 m hoch und wog bis zu 4,5 Tonnen. Die Hände hatten je 5 Finger, die Füße je 3 Zehen.
Überreste von Iguanodon konnten in Westeuropa, Mitteleuropa, Rumänien, Nordamerika, Nordafrika und in der Mongolei freigelegt werden. In Dorset, Großbritannien, sind 24 cm breite Fußabdrücke gefunden worden. Sehr bekannt ist die Fundstätte in einem Kohlebergwerk nahe der belgischen Gemeinde Bernissart, wo man von 1877 bis 1878 in 322 Meter Tiefe die Fossilien von insgesamt 31 Individuen barg. Sie wurden damals von Louis Dollo beschrieben und rekonstruiert. Auch in Deutschland wurden Knochen von Iguanodon entdeckt. Bei Ausgrabungen im Briloner Ortsteil Nehden kamen sogar zwei Skelette von Jungtieren ans Tageslicht.

Tief beeindruckt von den Eindrücken, widmete ich mich wieder der Gegenwart. Doch auch die hatte sehr schöne Anblicke zu bieten. Immer wenn Berge und Meer zusammenkommen, dazu dann auch noch Schnee, Eis, Bäche, Seen und Felsen schlägt das Herz des Fotografen schneller. Und dadurch, dass wir uns frei bewegen konnten, genoss ich die Anlandung besonders.
Tiere gab es nur begrenzt auf der Insel, ein paar Skuas und vielleicht noch ein paar Terns. Schwer vorstellbar wie die Menschen hier in der Einsamkeit in vergangenen Zeiten gelebt und gejagt haben.
Am Abend gab es dann die „Nacht der Crew“. Die Mannschaft bot uns ein abwechslungsreiches Kulturprogramm, Sang- und Tanzeinlagen wechselten sich ab, bis dann zum Schluss der ganze Saal tanzte.

28.07.2025 Ein enttäuschender Morgen, ein fantastischer Nachmittag mit einem unerwarteten Höhepunkt

Ursprüngliches Programm
Geändertes Programm
Der heutige Tag wurde uns ganz besonders schmackhaft gemacht. Sogar Evgeny hatte uns beim Landgang gestern vorgeschwärmt wie schön der ….-Fjord sei. Der erste Blick am Morgen aus dem Fenster war dann aber sehr suppig. Alles im Nebel. Aus den Bullaugen konnten wir vielleicht 20 Meter sehen. Ich befestigte die Go-pro-Kamera am Bug, in der Hoffnung, dass sich der Nebel auflöste und ich davon ein Zeitraffer bekam. Die Hoffnung war nicht ganz unbegründet, denn die Sonne konnte man schon durch den Nebel erkennen. Als ich von Frühstück erneut nach dem Wetter schaute, war die Kamera voller Regentropfen und von Sonne keine Spur mehr.
In diesem Moment kaum auch über den Bordfunkt die Information, dass wir unsere Pläne geändert haben und die fantastische Fjordlandschaft nicht anschauen werden. Heute war mal nicht der Bär Schuld, sondern der Nebel. Ein wenig enttäuscht, begaben wir uns zur Lektion, denn die Fahrt zur alternativen Anlandung wurde mit 5 Stunden angekündigt.
Also irgendwann am späteren Nachmittag würden wir, wenn es denn die Eisbären und das Wetter wollten, an Land gehen, uns die Beine vertreten. Lektion und gleich danach auf Deck 4 schauen, was es zu sehen gab. Und es tat sich was.
Vor uns schienen sich die Wolken zu lichten, am näheren Ufer waren die Berge schon zu sehen, zuerst nur die Gipfel, weiter vorn schon mit schönen Wolkenschichten, sodass man die Gletscher durchschimmern sah und dann klarte es völlig auf.
Vögel gab es rings um das Schiff genug, sogar Papageientaucher paddelten sich mit wilden Flügelschlägen und propellerartigen Fußbewegungen aus dem Wasser, um dem Schiff zu entkommen.
Begleitet wurden wir von exzellenten Fliegern, den Raubmöwen.

Raubmöwen

28-29.07.25

8 Bilder

Als die Sonne dann schien, gab es das versprochene Barbecue auf dem Sonnendeck 5. Sehr schön gemacht und genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Sonne strahlte auf die weißen Tischendecken herab, wärmte uns beim Essen am Tisch mit den Chinesen.

Spitze Berge auf Spitzbergen

Das Schiff bog hinein in den neuen Fjord und nun hatten wir zu beiden Seiten beeindruckende Berge, zur linken die geologisch interessanten, mit den Verwerfungen und zur Rechten spitze Berge (daher auch der Name Spitzbergen) unterbrochen von breiten Gletschern, die zum Meer strömten.
Im Jahre 1930 wurde hier eine Beluga-Walfangstation namens Bamsebu errichtet. Heute ist sie das einzig verbliebene Beispiel einer solchen Operation auf Spitzbergen. Teil der Station ist ein Haupthaus, in dem gelebt wurde, sowie zwei kleine Räume, drei Boote am Strand und jede Menge Ausrüstungsgegenstände und Jagdwerkzeug. Die Abschlachtung im großen Maßstab kann man dort überall sehen mit den Walknochen, die am Strand verteilt liegen.
Wir hatten unser neues Ziel erreicht, wurden als Gruppe A zuerst angelandet und schauten uns um.
Heute waren es viele Knochen, die zuerst ins Auge stachen, als wir das Boot verließen. Keine von Dinosauriern, nein, Walknochen und auch einige von Walrössern, so schien es.
Die vielen Haufen zeugten von einer regen Jagdtätigkeit in der Vergangenheit. In der Bucht wurden früher Wale gejagt.
Dafür wurde die Bucht abgeriegelt, die Tiere in die „Ecke“ gedrängt und mit kleineren Booten die Verfolgung aufgenommen und von diesen dann auch harpuniert.
Der Ort, wo wir anlandeten, war der Platz wohin die gejagten Tiere gebracht wurden, um sie zu verarbeiten. Eine ungewöhnlich gut erhaltene Hütte stand am Ufer und Ab erklärte uns alles dazu. Es war eine Art Wochenendhaus für einen Bewohner von Longyearbyen.
Die Fensterläden mit abstehenden Nägeln beschlagen, damit die Eisbären, wenn sie etwas Essbares gerochen hatten, nicht einbrechen konnten. Viele Geweihe waren auf der Rückseite bevorratet, für die Hunde, die zum Schutz mitgenommen wurden und anschlugen, wenn ein Bär in der Nähe war. Davor ein Schleifstein und ein Holzklotz, der konisch spitz zulief zum Häuten der gejagten Füchse.
Als erste Gruppe hatten wir genug Zeit bis zu der angekündigten Wanderung und so konnte ich ausgiebig fotografieren. Als dann alle Gruppen an Land waren, kam dann plötzlich die Durchsage, Belugawale kommen aus dem Inneren der Bucht auf uns zugeschwommen.
Zu sehen war nichts. Ein Eidgenosse sah durch sein Fernglas etwas im Wasser. Selbst mit der größten Auflösung war mit dem Tele nichts zu entdecken. Ich zweifelte schon etwas an der Aussage.
Doch bald klärte sich alles auf, denn die ersten Belugawale konnten man jetzt mit dem bloßen Auge sehen.
Erst zwei, dann drei, dann viele. Und sie kamen wirklich direkt auf uns zu. Wir standen an der Spitze einer kleinen Bucht im Fjord, etwas erhöht und hatten beste Beobachtungsbedingungen. Tja und dann ratterten schon die Kameras los. Die Belugawale, bekannt als Kanarienvögel der Meere, weil sie so viel schnattern, quatschen, sind schon durch ihre weiße Farbe optisch etwas Besonderes. Durch das Weiß waren sie auch Unterwasser zu sehen und gut zu verfolgen, sodass es nicht unerwartet war, wo und wann sie auftauchten. Trotzdem, den ersten Augenblick, wo man vielleicht das Gesicht sehen konnte, habe ich wahrscheinlich nicht erwischt. Aber sonst sind schon viele Bilder mit Rücken, und die können auch entzücken (Selbsttröstung), geworden, sogar mehrere Wale auf einem Bild. Das war ein völlig unerwartetes Ereignis. Man versprach uns heute zum Recap morgen weitere Wale. Tja, da sagen wir nicht nein.
Der Weißwal (Delphinapterus leucas) oder Beluga (russisch белуха belucha, von белый bely „weiß“) ist eine Art der Gründelwale, die in arktischen und subarktischen Gewässern lebt. Wie die nahe verwandten Narwale besitzen sie keine Rückenfinne; auffällig ist ihre bläulich-weiße bis cremeweiße Färbung.
Weißwale sind zwischen drei und maximal sechs Metern lang bei einem Gewicht von 400 bis 1000 Kilogramm; die Männchen sind in der Regel größer und schwerer als die Weibchen. Der Körper wirkt massig und ist im Schulterbereich rechteckig ausladend. Der Kopf ist relativ kurz und trägt eine vorgewölbte Verdickung, die sich im Laufe des Lebens ausbildet und ein Melone genanntes Organ enthält.
Die Melone ist ein spezielles Organ aus Fett- und Bindegewebe im Kopf der Zahnwale (Odontoceti).
Die Melone liegt über dem Oberkiefer und bedingt bei vielen Arten der Zahnwale die abgerundete Stirn. Das schwammige Bindegewebe der Melone enthält meist ein Gemisch aus mehrheitlich Triglyceriden und kleineren Anteilen von Wachsen und verschiedenen Diacylglycerylethern. Eine andere Zusammensetzung findet sich im Spermaceti des Pottwals sowie einigen anderen Zahnwalen.
Die Melone fokussiert die von Stimmlippen und dorsalen bursae (fettgefüllten Säcken) produzierten Laute der Zahnwale und ist somit wichtig für die Echoortung dieser Tiergruppe.

Mehr Bilder von den Belugawalen:

Belugawal

29.07.25

24 Bilder

Dann machten sich 80 Personen auf den Weg zur nächsten Bucht. Wohl jedes noch verbliebene Tier in der Nähe hätte sich wohl bei diesem Anblick zurückgezogen.
Die wilden Rentiere, die doch ein wenig anders aussahen als die in Lappland jedoch nicht.
Wir näherten uns vorsichtig und es ergaben sich eine Menge Möglichkeiten für ein perfektes Foto.
Das Spitzbergen-Ren (Rangifer tarandus platyrhynchus, norw. svalbardrein, auch: spitsbergenrein) ist eine kleine endemische Unterart des Rentiers, die auf dem hocharktischen Archipel von Spitzbergen zu Hause ist. Es gilt als Beispiel für eine sogenannte Inselverzwergung.
Einige Wissenschaftler vermuten, es sei vor langer Zeit aus Eurasien eingewandert. Andere meinen, es wäre ein sehr naher Verwandter des ausgestorbenen Ostgrönland-Rentiers (Rangifer tarandus eogroenlandicus), und es könnte aus Richtung Grönland gekommen sein.
Das Spitzbergen-Ren unterscheidet sich von seinen Verwandten in Anatomie und Verhalten. Der Körperbau wird durch kurze, starke Beine, einen kompakten, gedrungenen Körper mit einem gedrungenen Kopf charakterisiert. Insgesamt sind diese Tiere kurzbeiniger, kleiner und leichter als ihre Verwandten auf den Kontinenten. Nur das Peary Caribou (Rangifer tarandus pearyi), welches auf Ellesmere Island vorkommt, ähnelt ihnen heute noch recht stark.
Durch lange Fjorde, hohe Bergketten und weitreichende Gletscher sind Spitzbergen-Rentiere stark in ihrer Bewegung eingegrenzt. Sommer- und Winterwanderungen beschränken sich auf wenige Täler. Es gibt Populationen, die wegen der durch Inseln beherrschten Topographie nicht mehr miteinander im Austausch stehen.
Durch die hocharktische Verbreitung steht dem Spitzbergen-Ren auch nicht genügend sonst übliches Futter zur Verfügung. Ihre Nahrung setzt sich daher nicht mehr vorrangig aus Flechten zusammen, sondern Moose und höhere Pflanzen machen ihre Nahrung aus. Im Herbst frisst es sich eine sehr dicke Fettschicht an, um den extrem langen Winter von bis zu neun Monaten überdauern zu können. Doch wenn im Winter der Boden durch Regen von einer Eisschicht bedeckt ist und die Tiere auch durch kräftiges Scharren mit ihren Vorderhufen nicht mehr an Nahrung gelangen, kann die Population während eines Winters um bis zu 80 % reduziert werden. Tiere, die an der Küste leben, helfen sich manchmal mit angespültem Tang über diese Zeiten hinweg.
Auf Spitzbergen leben schätzungsweise 10.000 Rentiere. Im übrigen Norwegen leben etwa 30.000 Wildrene (der Unterart R. t. tarandus). Die norwegischen Populationen werden insgesamt als stabil eingestuft.

Noch mehr Rentierbilder:

Rentiere

29.07.25

32 Bilder

Als alles vorbei schien, alle auf dem Rückweg waren, die Tiere, der große Hirsch und die dann später hinzugekommenen Jungtiere mit ihren Müttern schon weit entfernt waren und wir den Berg hinab liefen, erschien plötzlich oberhalb der Felskante ein riesiges Geweih, dass sich gegen den Himmel abhob und sich bewegte.
Der Kopf dazu war nicht zu sehen. Ich hatte mein Tele schon weggepackt und kramte verzweifelt im Rucksack nach der Linse, diesen einmaligen Anblick festzuhalten. Zu spät, das Geweih verschwand so schnell es gekommen war. Der wohl einzige Wehrmutstropfen am heutigen Tag.

29.07.2025 Der Hauptfjord

Der erste morgendliche Blick aus dem Fenster – Regen. Kurz danach der Weckruf durch Sergey – Regen. Wir warten auf Besserung.
Vielleicht noch etwas zur Brücke. In einer ruhigen Minute besuchte ich die Brücke. Wir waren gerade auf einer „Relocation“. (Kurz nachdem wir die Wasserfälle angeschaut hatten.)
All die nautischen Instrumente waren zu sehen, die permanent die Umgebung scannten. Ein uralter Schreiber zeichnete den Chlorgehalt im Trinkwasser auf. Diese Art von Schreibern wurden in unseren Anlagen bereits in den Achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts durch elektronische abgelöst. Aber beim Nachfragen erfuhr ich so, dass wir unser Trinkwasser aus dem Meereswasser mittels Osmose selbst herstellen. Wahrscheinlich die ökonomischere Variante und besonders bei diesem Expeditionsschiff garantiert dies eine Unabhängigkeit von den Bunkermöglichkeiten in entfernten Häfen.

Kapitän, Leitender Ingenieur und nautischer Offizier. und der IT-Chef

Leider konnte ich den Control-Room zur Steuerung / Überwachung der Maschinen nicht besichtigen. Der befindet sich irgendwo auf Deck eins und ist nicht zugänglich für Passagiere. Auf der Brücke gab es nur eine Anzeige für die beiden Schiffsmotoren. Der Kapitän und der Chefingenieur waren Ukrainer, der wachhabende Offizier aus den Philippinen. Der Philippiner erklärte mir auch das Schichtsystem auf der Brücke (3 Schichten jeweils 4 Stunden Dienst, danach 8 Stunden Pause, Freischicht gibt es nicht). Die meisten Kapitäne haben eine nautische Laufbahn hinter sich. Die Philippiner stellen weltweit 70% des Personals auf kommerziellen Schiffen, sie sind DIE Schifffahrtsnation. Die 20 Minuten auf der Brücke waren wie eine Nachtschicht in der Messwarte, kein Tagschichtpersonal das nervt, keine Aktion, alles läuft, reine Überwachungstätigkeit, ziemlich eintönig. Einschlafen ist aber wohl wegen des Fehlens eines Stuhles nur schwer möglich. Aber die Nautiker sind auch beim Ankern vor Ort, sogar im Hafen ist die Brücke besetzt.

Der Control Room fotografiert von Alex. Wir hatten keinen Zutritt.

Die "MV Sea Spirit" ist ein Expeditionsschiff, das für Reisen in die Arktis und Antarktis bekannt ist. Es wurde 1991 gebaut und 2010 zu einem Expeditionsschiff umgebaut, wobei es 2017 eine umfassende Renovierung erhielt. Das Schiff bietet Platz für maximal 114 Passagiere und zeichnet sich durch seine Eisklasse 1D und moderne Stabilisatoren aus, die für eine ruhige Fahrt auch in schwierigen Gewässern sorgen.
Ein wenig schmerzt es schon, wenn man nichts tun kann. Solch eine fantastische Landschaft die will man sich doch anschauen, begehen, spüren. Doch die Scouter, die fast eine Stunde im Regen und Sumpf an Land zugebracht hatten, kamen enttäuscht zurück, denn es regnete nicht nur, sondern die Tiere hatten sich verkrochen, die Füchse mögen keinen Regen und das wäre am letzten Tag das Sahnehäubchen gewesen. Es sollte nicht. Auch de Nebel garantierte keine sichere Landung und der Ort war bekannt für Not-Evakuierungen wegen des plötzlichen Erscheinens von Eisbären. Die Guides sind immer total enttäuscht, wenn den Gästen nicht das zeigen können, was sie wollten und so kam Sergey mit niedergeschlagener Miene auf das Schiff zurück. Es hieß, ganz schnell eine Alternative zu finden. Wir fuhren weiter in den Hauptfjord hinein, vorbei an Longyearbyen in Richtung Pyramida. Einmal sollten wir noch an Land gehen und vielleicht wieder Beluga-Wale beobachten.
Doch erst einmal hieß es fahren, dann Mittagessen und wir fuhren immer noch. So richtig verstrich die Zeit nicht, die Fotomotive waren wegen des nebligen Regenwetters auch bescheiden. Selbst die Passagiere, die auf Deck 4 ständig ihre Runden drehten, hatten sich in ihren Kajüten verkrochen.
Die erlösende Ansage kam gegen 3 Uhr. Wir gehen an Land. Gruppe Alpha als letzte. Vor uns lag ein Vogelfelsen, nicht allzu groß und mit einer überschaubaren Population an Vögeln, Papageientaucher und Guillemots. Und um den Felsen herum noch jede Menge Eisturmvögel, die den vom Fischen kommenden Guillemots und Puffins den Fang abzujagen versuchten.
Wir gingen erst einmal bergauf, schauten über die Bucht mit den begrenzenden Bergen und Gletschern, stiegen wieder hinab zu den Puffins, die an der senkrechten Felswand brüteten, von unserem Standpunkt aber nur beim An- und Abflug vom Brutplatz zu sehen waren.
Unsere Chinesen ließen kein Fotomotiv aus.
Sven - Guide, Fotograf, Vogelexperte als Teil der Mannschaft im privaten Urlaub
Ab unser Vogelexperte
Außerdem waren die Puffins schon relativ weit weg. Selbst vom Schiff, schien mir, war es einfacher, sie zu fotografieren.
Die Guides versuchten alles, uns am heutigen letzten Expeditionstag glücklich zu machen und schipperten uns mit den Zodiaks entlang des Vogelfelsens.
Ja, das war schon besser. Trotz des schaukelnden Schlauchbootes gelangen einige Fotos von den nestenden Alkvögeln.

Puffinfelsen

30.07.25

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Dann hieß es endgültig Abschied nehmen von der himmlischen Natur Spitzbergens, zumindest was die Fauna betraf. Rückfahrt zum Schiff, Kofferpacken, Körperpflege und hübsch bei Kapitänscocktail zu erscheinen. (Betraf vor allem die Mannschaft, die sich wirklich in Schale schmiss.)

Die Administration

Das Team hinter der Bar

Die Küchenmannschaft

Das Restaurant Team
Dank an die Crew, das Expeditionsteam. Selbst der etwas introvertierte Käpten bemerkte, dass diese Expedition äußerst gelungen war. Aus den Gesprächen mit den Guides konnten wir entnehmen, dass wir drei wirklich besondere Begegnungen hatten:

1. Der Eisbär scheucht die Walrosse ins Wasser.
2. 11 Eisbären auf einem Fleck (der Kapitän ist dafür extra 5-6 Stunden gefahren)
3. Die Begegnung mit den Belugawalen.
Das Siegerfoto
Dann die Auswertung des Fotowettbewerbes. (Der Vogel mit dem Fisch im Maul belegte Platz eins.) Die Polarplunger bekamen ihre Urkunde und waren stolz wie Oskar.
Der krönende Abschluss war der Zusammenschnitt der Fotos und kleiner Videosequenzen, die Alex während der Expedition aufgenommen hatte. Wunderbar mit Musik unterlegt, tolle Fotos, sogar Drohnenaufnahmen, ganz großes Kino und ich war am Ende schon ein wenig verwundert, was wir doch alles erlebt hatten und was schon an Eindrücken wieder verblasst war. Gut, dass wir den Film bekommen.
Noch einmal ein Sternekochmenü und ein großer Dank an das Serviceteam.

Am späten Abend passierten wir dann noch Pyramiden, dessen Geschicke Evgeny vor seiner Tätigkeit als Guide geleitet hatte.
Pyramiden (russisch Пирамида Piramida) ist eine mittlerweile aufgegebene Bergarbeitersiedlung auf Spitzbergen mit ehemals über 1000 Einwohnern, die als russische Reisedestination mit Hotel betrieben wird.
Pyramiden liegt am Billefjord, einem Ausläufer des Isfjords, etwa anderthalb bis zwei Schiffsstunden nordöstlich von Longyearbyen, im sogenannten Dickson-Land. Der Ort verdankt seinen Namen der pyramidenartigen Form des gleichnamigen Berges, an dessen Fuß er liegt.
Nachdem zunächst ein schwedisches Unternehmen 1921 mit dem Kohleabbau begonnen hatte, wurden die Rechte in den späten 1920er Jahren vom sowjetischen Trust Arktikugol erworben. Als Unterzeichnerstaat des Spitzbergen-Vertrags besaß auch die Sowjetunion das Recht, auf dem zu Norwegen gehörenden Archipel Rohstoffe abzubauen.

1941 wurde der Ort als kriegsbedingte Vorsichtsmaßnahme evakuiert, blieb jedoch im Wesentlichen unzerstört. Da die zweite russische Kohlesiedlung Barentsburg, die heute noch in Betrieb ist, praktisch gänzlich zerstört wurde, war Pyramiden nach dem Zweiten Weltkrieg die wichtigste und größte Kohleabbausiedlung der sowjetischen Regierung in der Arktis. Zeitweise lebten hier rund 1000 Menschen. Damit war Pyramiden einer der größten Orte Spitzbergens und zeitweise auch die nördlichste Siedlung der Welt. Infolge von Glasnost wurde in Pyramiden neben dem Kohleabbau ab den 1990er Jahren auch der Tourismus zu einer wichtigen Einnahmequelle und ein großes Hotel wurde in Betrieb genommen.

Anfang der 1990er Jahre wurden die ersten Bewohner zurück in ihre Heimat (zumeist Russland oder die Ukraine) geschickt, da der Kohleabbau reduziert wurde, und 1996 waren die meisten Familien nicht mehr vor Ort. Die russische Regierung beschloss 1998, den Kohleabbau in Pyramiden ganz stillzulegen, da dieser nicht mehr rentabel war. Am 31. März 1998 fuhr der letzte Kohlewagen, und im Oktober wurde die Siedlung nahezu vollständig verlassen. Viele der Gebäude waren zu diesem Zeitpunkt nicht einmal zehn Jahre alt, da noch bis kurz vor Aufgabe des Orts viel investiert worden war. Im Jahr 2000 verließen die letzten Bewohner Pyramiden und es ist seitdem praktisch entvölkert. Damit ist Barentsburg die einzige verbliebene russische Ansiedlung auf Spitzbergen.
Nach der Aufgabe des Ortes wurden viele Gebäude geplündert und/oder durch Vandalismus beschädigt; einzelne Gebäude wurden vor der Aufgabe des Ortes durch Sprengung zerstört. Seit etwa 2007 sind jeden Sommer nun eine Handvoll Arbeiter in Pyramiden tätig, die den Zerfall der Stadt verhindern sollen und vor Ort aufräumen. Sie leben dann in dem alten Hotel, das 2013 auch wieder für Touristen geöffnet wurde.

Im Sommer ist Pyramiden außerdem mehrmals wöchentlich Ziel von organisierten Tagesausflügen mit dem Schiff aus Longyearbyen, und es gibt Führungen, bei denen einige der Gebäude unter Aufsicht betreten werden können. Auch beginnen viele Tourenveranstalter hier einige ihrer Trekkingtouren, da die Umgebung bestens für Touren geeignet ist. Ein paar Basislager liegen in erreichbarer Nähe. Pyramiden wird zudem in der Sommersaison regelmäßig von Expeditionskreuzfahrtschiffen verschiedener Veranstalter angelaufen.

Im Jahr 2018 wurden im Rahmen der Northern Expo,[3] die vom 4. bis zum 7. Oktober 2018 auf Spitzbergen veranstaltet wurde, die Jazzmusikveranstaltungen in dem verlassenen Ort abgehalten.
An den eher trübselig wirkenden Betonbauten sind Ansätze von Verschönerungen zu sehen. Die meisten Gebäude sind entweder mit Backsteinen oder Holzpaneelen verkleidet und teilweise auch farblich gestaltet. Auffallend sind auch die große Lenin-Büste vor dem Kulturhaus und ein paar erhaltene kommunistische Denkmäler.

Obwohl das arktische Klima dem Gedeihen vieler Pflanzen nicht zuträglich ist, wurde aus Russland Rasensamen importiert, und im gesamten Ort wächst bis heute hoher Rasen. Während der Ort bewohnt war, durften jedoch nur Vieh und Kinder den Rasen betreten.

Gebäude
Die meisten Gebäude sind Wohnhäuser. Zudem gibt es Lagerhallen, Viehställe, ein Gewächshaus, ein Krankenhaus, das heute noch betriebene Hotel mit Restaurant und Bar, eine Kantine, ein Kultur- bzw. Gemeinschaftshaus, eine Schule und einen Kindergarten, ein Schwimmbad, ein Elektrizitätswerk und eine Vielzahl an Gebäuden, die dem Kohleabbau dienten (Verwaltung, Werkstätten und die Abbaugebäude selbst). Heute sind die Bauten zur Verhinderung von weiterem Vandalismus weitgehend verschlossen und können in der Regel nur bei Führungen besichtigt werden. Eine Besonderheit ist das ein wenig abseits gelegene Flaschenhaus, das aus Wodkaflaschen erbaut wurde: Bei gutem Wetter ist im Haus ein faszinierendes Farbenspiel zu sehen und bei Wind kann man ein „Flaschenkonzert“ hören.

Das Hotel „Tulpan“ (Tulpe) wurde renoviert und neu eröffnet und es können Übernachtungen gebucht werden.

Bewohner
Die Bewohner Pyramidens waren fast ausschließlich Familien von Bergarbeitern. Nur die besten Arbeiter aus verschiedenen Kohlesiedlungen in Russland und der Ukraine wurden nach Pyramiden versetzt und durften dort zwei Jahre lang arbeiten und leben. Anschließend mussten sie wieder in ihre Heimat zurückkehren und wurden durch andere Arbeiter ersetzt. Berichten zufolge war das Leben in Pyramiden vor allem zu Zeiten der Sowjetunion deutlich besser als in Russland selbst.

Heute leben im Sommer 11 Personen in Pyramiden, vom Busfahrer, Post- und Hotelangestellten bis zum Kraftwerksingenieur. In der dunklen Jahreszeit wohnen nur 2 Personen in Pyramiden; eine kümmert sich um das Hotel, die andere um das Kraftwerk.

Die dunkle Jahreszeit geht vom 26. Oktober bis zum 16. Februar. In dieser Zeit geht die Sonne nicht auf. Die Mitternachtssonne scheint vom 18. April bis zum 26. August.
In Pyramiden gab es neben einer Fußball- und einer Schwimmmannschaft auch eine Jazzband und verschiedene Tanz- und Theatergruppen. Im Kulturhaus waren eine Sporthalle, ein Ballettsaal, eine Aula mit Kinofunktion, diverse Musikräume und eine Bibliothek vorhanden. Im Kulturhaus hängen heute noch Bilder von Sportmannschaften und von diversen Veranstaltungen in der Aula.
Der größte Teil der Versorgung konnte über Pyramiden selbst geregelt werden. Neben einem entfernten Stausee, von wo das Trinkwasser geliefert wurde, gab es eine Viehzucht für die Frischfleischversorgung und ein Gewächshaus für frisches Gemüse.

30.07.2025 Zurück in Longyearbyen

Wir hatten das große Los gezogen und sollten an der Pier anlegen und nicht via Zodiaks an Land gehen. Als wir am Morgen aufwachten, schipperte unser Boot schon vor Longyearbyen. Aus dem Fenster sahen wir, oh Schreck, Mein Schiff 7 (3000 Passagiere) und mir schwante schon nichts Gutes. Der große Kasten passte wirklich nicht in die verletzliche Landschaft. Letztes Frühstück, Verabschiedung mit den Guides, mitunter sehr emotional und wir saßen in der Ozeanlonge, warteten hier, um das Schiff zu verlassen. Aus dem Fenster schauend, sahen wir, wie Mein Schiff an der Peer anlegte und bei uns auf dem Schiff plötzlich alle Guides, auch diejenigen, die heute das Schiff verließen, in Hektik ausbrachen. Die Hafen-Authority hatte den Peer wohl doch an Mein Schiff vergeben. Wir mussten in den Zodiaks zum Ufer gebracht werden. Die Rettungswesten mussten wieder aus den Schränken geholt werden, die Zodiaks zu Wasser gelassen und die Passagiere mit den Flügen am Morgen wurden nervös. Doch auch diese letzte Herausforderung meisterte die Crew bravourös.
Der halbe Tag in Longyearbyen hat mir noch einmal sehr gefallen. Die Menschenmassen aus dem Kreuzfahrtschiff von TUI waren noch beim Frühstück, sodass wir völlig entspannt das Museum besichtigen konnten. Der Spaziergang zu den Huskys gestaltete sich zu einem Naturwalk bei herrlichem Sonnenschein.
Die Terns brüteten am Straßenrand in der Bucht, ebenso ein Red throted Diver an einem Tümpel, nicht weit entfernt von der Straße, die zu den Huskys führte. Interessant, dass die Seeschwalben die Spaziergänger nicht attackierten, obwohl die Nester sehr nah waren.

Hier alle Bilder der Seeschwalben:

Seeschwalben

30.07.25

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Bei den Huskys am Ausgang von Longyearbyen hielten die Busse mit den Gästen vom Kreuzfahrschiff. Einige hatten eine Husky-Fahrt gebucht und die Schlitten mit Rädern ausgestattet verschwanden in Richtung Berge.
An uns ratterten 20 bis 30 Squads vorbei, ebenfalls besetzt mit Touristen vom Schiff.
Ich genoss noch einmal aus vollen Zügen die Natur.
Auf dem Rückweg zog es zu und schon fast im Stadtzentrum von Longyaerbyen pfiff der Wind durch die Straßen. Er kam vom Pass in dessen Richtung sich das Dorf erstreckte, eine Art Fallwind, der mir sogar stärker erschien, als der schlimmste auf unserer Reise, man musste dagegen ankämpfen. Doch 50 Meter weiter rechts, wo die Häuser dichter standen, war es halb so schlimm. Toma war schon vorgegangen, um noch einmal lecker bei Thailänder zu essen, wo wir noch einmal auf unsere Tischnachbaren aus Wien trafen. Man traf sich ständig in dem kleinen Ort, auch die Guides waren jetzt hier unterwegs, die wenige freie Zeit, die ihnen bis zu der Einschiffung der neuen Gäste blieb, zu nutzen. Die nächste Cruise auf der Sea Spirit war eine reine deutsche Veranstaltung und ich weiß nicht, ob mir das besser gefallen hätte.
Es war eine neue Erfahrung, die Expedition in den hohen Norden mit einem Expeditionsschiff. Wahrscheinlich müssen wir erst einmal durchatmen, um das alles zu verarbeiten. Die Kombination von Abenteuer, Komfort, großartiger Landschaft und einer Mannschaft, die wirklich alles gab, ihre Gäste glücklich zu machen und als I-Tüpfelchens noch eine große Portion Glück, die Tiere des Nordens in außergewöhnlichen Situation beobachten zu können, haben für mich die Reise zu einer unserer besten gemacht.

31.07.2025 - Nachtrag

Damit dachte ich, meinen Bericht von der Reise beenden zu können.
Weit gefehlt. Der echte negative Höhepunkt stand uns noch bevor.

Als ich meine DB-App befragte, welches der nächste Zug nach Marl-Sinsen wäre, fiel ins Auge, dass die meisten Verbindungen gestrichen waren. Wir standen am Gepäckband und warteten auf die Koffer und begaben uns dann ganz allmählich zum Bahnhof mit dem Skytrain. Den ersten verpassten wir und die Passagiere, die aus dem Skytrain ausstiegen, sagten, dass keine Züge vom Flughafen fahren würden. Trotzdem nahmen wir den zweiten Zug, kauften ein Ticket und der Mann am Schalter empfahl uns, so schnell wie möglich mit der S-Bahn, die direkt vom Flughafen fuhr zum Düsseldorfer Hauptbahnhof zu fahren. Der in der App angezeigte Schienenersatzverkehr existierte überhaupt nicht. Tja wenn zwei Busse 4 ausgefallene Züge ersetzen sollen, dann ist das wohl so, als würde es keinen Schienenersatzverkehr geben. Also fuhren wir zurück mit dem Skytrain, aßen in aller Ruhe etwas und stiegen dann hinab zur S-Bahn, die glücklicherweise nach 15 Minuten Warten erschien und irgendwann auch abfuhr. Am Düsseldorfer Hauptbahnhof orientierten wir uns, fanden den nächsten Zug nach Essen und begaben uns zum Bahnsteig 17. Bis dahin schien die Welt ja noch in Ordnung zu sein. Das konnte man noch wegstecken, wenn man davon ausging, dass die Deutsche Bahn eh zu nichts fähig ist und man auf Überraschungen gefasst sein musste. 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges erklang dann eine Durchsage aus dem Lautsprecher, dass der Zug heute von Bahnsteig 15 abfährt. Der Grund ein verspäteter vorausfahrender Zug. Wir wussten es zu diesem Zeitpunkt schon besser, dass der Grund das Stellwerk in Duisburg war. Also kann man gar nichts auf die Durchsagen der DB geben. Wahrscheinlich wird ein Knopf gedrückt und der PC generiert per Zufallsgenerator eine Durchsage. Mit der Zeit hat die DB sich ja einen riesen Fundus an Gründen für die Verspätung von Zügen zurechtgelegt. Auf dem Nachbargleis hatte der Zug auch Verspätung, wegen Vandalismus. 20 Sekunden später eine andere Stimme, derselbe Lautsprecher und schon fuhr der Zug wieder von Bahnsteig 17 ab, da er technisch gar nicht von Bahnsteig 15 abfahren konnte, wie der Durchsagende der DB korrigierte. Eine knappe Minute später und wieder wurden wir zum Bahnsteig 15 gebeten, worauf aber die korrigierende Stimme noch während der Ansage eingriff und wörtlich meinte, der Computer hat einen Sprung in der Schüssel. Was mich nicht beruhigte, da Computer gar keine Schüsseln haben, sondern hauptsächlich Chips. (Aber da wurde mir klar, dass die vorherige Falschansage wohl aus Grund auch die gesprungene Schüssel hatte.) Nach zwei Minuten dann die Durchsage der Zug fährt von Bahnsteig 14 ab. Diesmal setzten sich alle in Bewegung. Massen strömten die Treppen herunter, ich mit zwei 20 Kilokoffern in den Händen und einen 15 Kilogramm schweren Rucksack. Alpines Wandern ist dagegen ein Kinderspiel. Zum Glück hatte Bahnsteig 14 eine Rolltreppe und eine breitere Treppe. Alles schob und schubste sich hinauf zum Gleis. Dort angekommen, standen zwei Züge an den Gleisen und auf der Tafel stand: „Nicht Einsteigen“. Wir konnten also hier unmöglich richtig sein. Der eine Zug fuhr auch davon und der andere machte nicht den Eindruck, dass er sich von Dannen bewegen würde, die Türen waren verschlossen. Doch da kam die erlösende Durchsage, der Zug fährt ab von Gleis 10. Koffer wieder in die Hände und treppab, treppauf zum Bahnsteig 10. Der hatte keine Rolltreppe und nur eine schmale Treppe. Es staute sich und wenn das Kofferschleppen treppab schon kein Zuckerschlecken war, so war es treppauf eine quälende Plackerei. Die Massen quetschten sich am Ende der Treppe, wir liefen ein wenig am Bahnsteig entlang und nein der Zug kam nicht, sondern eine Durchsage mit, wie es mir schien unterdrücktem Lachen: „Der Zug nach Dortmund steht zurzeit auf Gleis 7.“ Sollte das schon die Lösung in der Situation gewesen sein. Naja, erst einmal wieder treppab und dann sollte es wieder eine schmale Treppe bergauf gehen. Nach dem ersten Absatz fragten mich zwei junge Männer, ob sie mir helfen können. Was für ein schöner Lichtblick bei diesem Durcheinander. Aber eigentlich konnte der Koffer ja eh nicht runterfallen. Die Menschen standen dicht gedrängt, es war nicht einmal Platz den Koffer abzustellen. Je weiter wir nach oben kamen, um so dichter wurde die Menschenmenge. Nichts für Leute mit Platzangst. Der Grund: Von oben kamen die Leute, die aus dem gerade eingefahrenen Zug ausgestiegen waren. Und das war eine nicht enden wollende Menge. Diese Menschenmassen drängten nun stetig vorwärts und wie bei einer Flüssigkeit bildeten sich Trichter. Je weiter weg vom Anfang der Treppe, umso kleiner, enger wurde der Menschenstrom. Nur noch zwei Menschen passten auf die Treppe von unten kommend. Oben angekommen, der helfenden Hand gedankt, wollten wir einsteigen. Die Wagen waren aber proper voll.

Gerade stehen wir mitten auf der Strecke und zwei Personen sind kollabiert. Jetzt ist auch die erste Klasse freigegeben. Wir haben jetzt einen Rettungseinsatz und werden erst einmal hier stehen bleiben. Davor war die Strecke nicht frei.

Wir rannten entlang des Zuges, uns entgegen die noch immer den Zugverlassenden. In der ersten Klasse war Platz. Ich schubste Toma hinein und sagte, ist mir egal, ob das erste Klasse ist oder nicht.

Alle Züge hinter uns fahren jetzt an uns vorbei, da wir auf den Rettungswagen warten müssen.

Alles schien gut zu werden, da kamen zwei Schaffner und sagten, wir müssen die erste Klasse verlassen und im hinteren Teil des Zuges seien frei Plätze. Da machte ich meiner Aufregung Luft, aber Toma ging schon nach hinten, wo natürlich keine Plätze frei waren. Also ging ich wieder zurück. Toma blieb hinten und beschwerte mich bei den Zugbegleitern, dass sie uns angelogen hatten und ich meine Frau jetzt wieder holen würde. In der Aufregung ließ ich alle Sachen in der ersten Klasse und rannte, Toma suchen. Fand sie erst nachdem ich drei Wagen aufgemacht hatte und sie nicht da war.

Man hatte ihr aber in der Zwischenzeit einen Platz angeboten, ich wieder zurück und so fahren wir nun getrennt nach Essen.

Die Schaffner machten dann auch noch Stress, weil ich keine erste Klasse hatte. Jetzt ist hier Hektik pur. Mal sehen, wenn wir Zuhause ankommen.
Eine zweite Person, die kollabiert ist, wird gerade noch gesucht.

Wir kamen Zuhause an. 5,5 Stunden von Düsseldorf nach Marl-Sinsen – ein neuer Rekord.
Doch Ende gut, alles gut.